Schwere Vorwürfe gegen kleine Raiffeisenbanken

Mehrere steirische Raiffeisenbanken sollen Kunden in Kroatien teils massiv geschädigt haben. Laut einem Bericht der Wochenzeitung „Falter“ seien angeblich vorschnell zwangsversteigerte Häuser von Firmen der Raiffeisenbanken gekauft worden.

Laut „Falter“ sollen einige regionale steirische Raiffeisenbanken Kredite in Kroatien vergeben und die Schuldner dabei teils massiv geschädigt haben, von Wucherprovisionen und Extrazahlungen ist die Rede.

Vorwurf: Vorschnelle Zwangsversteigerungen

Konkret geht es laut dem Bericht um 22 Raiffeisen-Regionalbanken vorwiegend in der Südsteiermark, die von Kreditnehmern in Kroatien schwer belastet würden - bis zu 20.000 Kreditschuldner sollen betroffen sein. Die Rede ist von Wucher und Abzockerei, von vorschnell herbeigeführten Exekutionen - und davon, dass Immobilienfirmen, die steirischen Raiffeisenbanken gehörten, ausgerechnet jene Gebäude gekauft hätten, die von der Bank zuvor zwangsversteigert worden waren.

Ermittlung gegen Vermittler und Ex-Angestellte

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Graz laufen seit November des Vorjahres, dennoch stehe man noch ganz am Anfang, sagte Sprecher Hansjörg Bacher: „Ausgangspunkt war die Anzeige eines deutschen Staatsbürgers, wonach er und seine kroatische Mutter im Zuge einer Kreditaufnahme insofern geschädigt worden sein sollen, als sie zwar den Kredit ordnungsgemäß bedient hätten, aber die kreditgebende Bank dennoch Pfändungsmaßnahmen eingeleitet hätte.“

Konkret laufe im Fall der Raiffeisenbank St. Stefan im Rosental ein Ermittlungsverfahren, sagte Bacher: „Es wird derzeit gegen einen kroatischen Kreditvermittler sowie zwei ehemalige Angestellte der genannten Bank geführt, wegen des Verdachts des schweren Betrugs.“ Möglicherweise, so Bacher, seien Kredite zwar bedient worden, kroatische Vermittler könnten sie aber nicht weitergeleitet haben.

Prüfverband: Bisher nichts Unkorrektes festgestellt

Beim Raiffeisenverband, dem zuständigen Prüfungsverband für die kleinen Banken, spricht man von einer unangenehmen Sache: „Wir konnten bei unseren Prüfungen bislang nicht feststellen, dass hier irgendwelche unkorrekten Vorgangsweisen stattgefunden hätten. Sollte es so sein, wird es natürlich auch Konsequenzen geben“, so Direktor-Stellvertreter Hans Siebenbäck.

Raiffeisenverband überlegt Gegenoffensive

Insgesamt hätten 3.500 Kroaten Kredite bei steirischen Raiffeisenbanken aufgenommen. Siebenbäck sagte, aufgrund der wirtschaftlichen Lage hätten Kreditnehmer immer wieder Probleme, ihre Kredite zurückzuzahlen, es handle sich daher vielfach um Schutzbehauptungen: „Fakt ist, dass in allen bisherigen Fällen, wo es zu Verwertungen gekommen ist, die auch kritisiert werden, es zuvor ein Urteil eines kroatischen Gerichts gegeben hat, wo die Forderung der Bank als zu Recht bestehend nachgewiesen wurde.“

Aufgrund der Medienpräsenz des Themas in Kroatien überlege man eine Gegenoffensive, um die Vorwürfe zu entkräften, so Siebenbäck; die Staatsanwaltschaft Graz bat unterdessen die kroatischen Behörden um Rechtshilfe. Vermutlich werde man erst in einigen Monaten sagen können, ob und in welche Richtung die Ermittlungen ausgedehnt werden, hieß es.

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