Verbund-Spitze segnet Mellach-Schließung ab

Am Mittwoch soll der Verbund-Vorstand die geplante Schließung von fünf heimischen Kraftwerken absegnen - darunter auch das steirische Mellach. Heftiger Widerstand und Kritik kamen dazu von der Energie Steiermark.

Das Gas- und Dampfkraftwerk (GDK) Mellach südlich von Graz hat sich für den Verbund als finanzielles Fiasko herausgestellt. Die 832-MW-Anlage für rund 550 Mio. Euro ist seit 2011 fertig, lieferte bisher aber nur marginal Elektrizität - mehr dazu in Kraftwerk Mellach: Eröffnet 2011, eingemottet 2014.

Stimmt der Verbund-Aufsichtsrat am Mittwoch den Schließungsplänen zu, ist das Kraftwerk - zumindest bis vorerst 2018 - Geschichte, denn erst mit Entspannung der Gaspreise würde sich auch das Kraftwerk wieder rechnen - mehr dazu in Verbund mottet Kraftwerk Mellach ein (14.5.2014).

Verkauf an russische Investoren nicht bestätigt

Jüngste Spekulationen, dass es einen Verkauf an russische Interessenten geben könnte, bestätigte das Unternehmen nicht, sehr wohl aber, dass es in den vergangenen Wochen und Monaten zahlreiche Gespräche mit gleich mehreren Investoren gab - diese hätten jedoch nicht den gewünschten Erfolg gebracht.

Kraftwerk Mellach

APA/Helge Sommer

So oder so ist der Verbund aber bis 2020 vertraglich dazu verpflichtet, die Fernwärmeversorgung der Stadt Graz sicherzustellen. Das werde man auch tun, selbst wenn dafür künftig möglicherweise nur noch das Steinkohlekraftwerk in Mellach zur Verfügung steht, heißt es.

Fernwärme: Expertenbericht für Graz im Herbst

Davon unabhängig - und ohne den Verbund aus seiner Pflicht zu nehmen - blickt man in Graz bereits noch weiter in die Zukunft: Seit etwa einem halben Jahr tagt unter Leitung der Energie Steiermark eine Expertengruppe, die sämtliche Alternativen der Fernwärmeerzeugung - von der Biomasse bis hin zu Gas - unter die Lupe nimmt. Einen ersten Zwischenbericht, wie die Fernwärmeversorgung der Grazer künftig aussehen könnte, soll es im Herbst geben.

„Entscheidung widerspricht Zusagen an Steiermark“

Seitens der Vorstände der Energie Steiermark, Christian Purrer und Olaf Kieser, hieß es am Dienstag: „Wir machen im Vorfeld dieser Sitzung nochmals in aller Deutlichkeit darauf aufmerksam, dass eine solche Entscheidung allen Zusagen des Verbund gegenüber der Steiermark massiv widerspricht.“ Eine ausschließlich auf dem Steinkohlekraftwerk Mellach basierende Fernwärmeproduktion ohne ausreichende alternative Reserve- und Ausfallskapazitäten könne nicht akzeptiert werden.

Zu geringe Kapazitäten in Grazer Werk

Das Fernwärme-Heizwerk der Energie Steiermark in der Puchstraße in Graz sei aufgrund zu geringer Kapazitäten jedenfalls technisch nicht in der Lage, eine solche erforderliche Ersatzproduktion zu leisten, so Purrer und Kieser weiter. In den vergangenen Jahren war es aufgrund von technischen Störungen während der Wintermonate wiederholt zu Ausfällen des Kohlekraftwerkes Mellach gekommen; eine Entschärfung der Situation konnte jeweils nur durch den Umstand erfolgen, dass rasch Ersatzlieferungen aus jenen Kraftwerken erfolgt sind, die nunmehr geschlossen werden sollen.

Energie Steiermark: „Zumindest ein Kraftwerk erhalten“

Das Sicherheitsnetz einer Alternativ-Versorgung - entweder aus dem Kraftwerk GDK Mellach oder aus Neudorf/Werndorf II - sei daher „in jeder Weise erforderlich“. Der Vorstand der Energie Steiermark forderte den Verbund in der Aussendung auf, von der Schließung zumindest eines der beiden Kraftwerke Abstand zu nehmen; nur mit einer ausreichenden alternativen Reserve- und Ausfallkapazität könne der Verbund seine Verpflichtung für eine gesicherte steirische Fernwärmelieferung bis zum Jahr 2020 einlösen.

Verantwortung gegenüber Land und Menschen

„Dafür gibt es aus unserer Sicht nicht nur eine Verpflichtung, die aus den vorliegenden Verträgen resultiert - hier geht es auch um die Verantwortung gegenüber der Steiermark und ihren Menschen“, so Purrer und Kieser.

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