Listerien-Prozess: „Bedauern und Mitgefühl“

Mit den Aussagen der ehemaligen Geschäftsführer ist am Freitag der Prozess um den mit Listerien verseuchten Quargel fortgesetzt worden. Bereits zu Prozessbeginn bekannten sich beide Männer schuldig. Einer drückte vor Gericht sein Bedauern aus.

Die Verteidiger der beiden ehemaligen Geschäftsführer hatten bereits zu Prozessbeginn am Dienstag erklärt, dass sich ihre Mandanten schuldig bekennen würden, dass zu spät reagiert wurde. Am Freitag befragte der Richter die beiden Männer.

Mitgefühl für Angehörige und Opfer

Noch bevor er auf die Frage, ob er sich schuldig fühle, antwortete, meinte einer der angeklagten Geschäftsführer: "Es ist mir ein Anliegen, mein Bedauern und Mitgefühl auszudrücken, wenn Menschen durch ein Produkt der Firma Prolactal zu Schaden gekommen sind. Mein Mitgefühl gehört den Angehörigen und den Opfern.“

„Kein Fachmann für Qualitätsmanagement“

Der Mann bekannte sich hinsichtlich der fahrlässigen Gemeingefährdung schuldig. Für alle weiteren Tathandlungen, die in der Anklage aufgelistet werden, sei er aber nicht verantwortlich. „Ich hätte aus heutiger Sicht früher reagieren, das Werk schließen und die Produkte zurückholen müssen“, so der Angeklagte. Er spricht von etwa einer Woche, die zu spät reagiert wurde.

Die Anklage geht von einem früheren Zeitpunkt aus, nämlich als erkannt wurde, dass das Listerien-Problem in der Produktion nicht unter Kontrolle zu bringen war. Auf die Frage des Richters, warum Quargel ausgeliefert wurde, dessen Testwert zwischen null und zehn war, wenn das Gesetz klar den Wert null vorsieht, meinte der angeklagte Geschäftsführer: „Ich bin kein Fachmann für Qualitätsmanagement. Ich habe nachgefragt und man hat mir erklärt, kleiner zehn ist null. Der Produktentwickler hat es als Messtoleranz bei der Untersuchung erklärt.“

Prozess wird im Juli fortgesetzt

Er gesteht aber auch ein, dass das Listerien-Problem im Hartberger Werk bekannt war. „Sie wurden immer wieder gefunden und die Quellen waren uns nicht bekannt. Wir wissen es auch heute nach fünf Jahren nicht.“ Der Prozess wird voraussichtlich im Juli mit den Sachverständigen-Gutachten und Zeugeneinvernahmen fortgesetzt.

Am Dienstag hat der Listerien-Prozess gegen sechs Angeklagte, die sich für den Tod von sieben Menschen vor Gericht verantworten müssen, begonnen. Die beiden ehemaligen Geschäftsführer haben sich von Beginn an schuldig bekannt, zu spät reagiert haben. Ehemalige Mitarbeiter, die befragt wurden, bekannten sich nicht schuldig - mehr dazu in Listerien-Prozess beginnt mit Geständnis und Listerien-Prozess: Molkereimeister beteuert Unschuld.