15 Jahre Welterbe: Graz feiert Jubiläum
APA/ Sebastian Pucher
Auf den ersten Blick haben das Great Barrier Reef, die chinesische Mauer und die Grazer Altstadt nicht viel miteinander zu tun: Sie alle sind aber auf der UNESCO-Welterbe-Liste geführt - Graz seit 1999.
„Harmonischen Integration der Stile“
Am 1. Dezember 1999 wurde die historische Altstadt von Graz zeitgleich mit der Berliner Museumsinsel oder der Wartburg in Thüringen in den Kreis der UNESCO-Welterbe-Stätten aufgenommen; im August 2010 erfolgte die Erweiterung der Welterbe-Eintragung der Grazer Altstadt um Schloss Eggenberg im Westen der Stadt.
„Historischer Stadtkern und Schloss sind das Spiegelbild einer Jahrhunderte langen Verbindung von künstlerischen und architektonischen Bewegungen, die ihren Ursprung im deutschen und mediterranen Raum und am Balkan fanden. (...) Die Stadt Graz und Schloss Eggenberg bilden das außergewöhnliche Beispiel einer harmonischen Integration der architektonischen Stile aufeinanderfolgender Epochen“, heißt es dazu in der Begründung des UNESCO-World Heritage Comitee.
UNIVERSALMUSEUM JOANNEUM/ZEPPCAM
Fokus auf dem Schloss
Am Sonntag feiert die Landeshauptstadt gemeinsam mit dem Universalmuseum Joanneum das 15-jährige Jubiläum als Weltkulturerbe. Besonderer Fokus liegt dabei auf Schloss und Museumsabteilungen in Schloss Eggenberg - das als Außenstelle des Universalmuseums Joanneum fungiert: Viertelstündlich werden kostenlose Führungen durch die 24 Prunkräume und den Planetensaal stattfinden, Rundgänge enthüllen die Baugeschichte der Gotik. Wissenswertes zum Schlosspark oder die Arbeit der Restauratoren werden in weiteren Führungen angeboten.
„Graz Guides“ in der Altstadt
In der Grazer Altstadt zeigen die „Graz Guides“ in Sonderführungen, wie sehr das Geschlecht der Eggenberger auch die Grazer Innenstadt mit ihrer roten Dachlandschaft architektonisch geprägt hat.
APA/ euroluftbild.de/Mario Siegemund
Verantwortung und Kritik
„Die Ernennung des historischen Zentrums und des Schlosses Eggenberg ist für Graz nicht nur eine Auszeichnung, sondern auch eine Verantwortung, behutsam mit dem Schatz umzugehen“, betonte Stadtbaudirektor Bertram Werle im Vorfeld des Festes.
So gab es in den vergangenen 15 Jahren auch Kritik vonseiten des Internationalen Rats für Denkmalpflege (ICOMOS) - jener Organisation, welche die UNESCO in Weltkulturerbe-Fragen berät: Zweifel über die Welterbe-Verträglichkeit gab es etwa beim Abbruch des denkmalgeschützten Kommod-Hauses in der Kernzone oder bei der Überbauung der Thalia neben dem Opernhaus.
Auch Kastner-Dach soll konform werden
Bedenken gab es auch bei der Neugestaltung der Dachzone des Großkaufhauses Kastner & Öhler, welches bis heute nicht weltkulturerbekonform verkleidet ist - und darauf müssen die Grazer wohl noch länger warten: „Das Dach wird kommen, dazu haben wir uns verpflichtet. Die Kosten sind für uns allerdings enorm, daher müssen wir das Projekt in den nicht ganz einfachen Zeiten nach hinten schieben“, so Kastner & Öhler-Vorstand Martin Wäg. Ein Zeitpunkt zur tatsächlichen Umsetzung stehe noch nicht fest, so Wäg.