Kurioser Prozess um gestohlene Lederhäute

Vier Angeklagte sind am Mittwoch in Graz vor dem Richter gestanden, weil sie wertvolle Lederhäute gestohlen haben sollen. Obwohl sie das Leder weiterverkauft hatten, wollen sie mit dem Diebstahl selbst nichts zu tun gehabt haben.

Eine ganze Lkw-Ladung mit Lederhäuten wurde im vergangenen Jahr kurz vor Weihnachten vom Gelände einer oststeirischen Lederfabrik gestohlen. Die Ware hatte einen Wert von 190.000 Euro. Drei Männer und eine Frau mussten sich deswegen am Mittwoch im Grazer Straflandesgericht verantworten. Sie hatten das Leder verkauft und waren dabei erwischt worden, vom Diebstahl wollte aber keiner etwas wissen.

865 Lederhäute im Wert von 190.000 Euro

Die Anklage spricht von 865 Lederhäuten, die entwendet wurden. Drei Männer aus Slowenien wurden festgenommen, sie sollen den Einbruchsdiebstahl begangen haben. Mit vor Gericht stand auch die Freundin eines der Verdächtigen, sie hatte als Schichtleiterin in der Fabrik nämlich einen Schlüssel. Die Frau gab an, ihr Freund habe immer Zugang zu ihrem Schlüsselbund gehabt, sie habe von der ganzen Sache gar nichts gewusst. In der Firma vertraut man ihr offenbar auch, den im Falle eines Freispruchs hat sie die Zusage, dass sie sofort wieder anfangen kann.

Erinnerungslücken nach acht Monaten Gefängnis

Der erste Beschuldigte gab zu, er habe das Leder weiterverkauft, woher es stammte, will er aber nie gewusst haben. In der Nacht, als die Ware wegkam, war er zwar in der Nähe des Tatorts, aber nur weil seine Freundin dort wohnt. Im Übrigen konnte er sich an vieles einfach nicht erinnern: „Ich bin jetzt seit acht Monaten im Gefängnis, mein Gedächtnis ist nicht mehr so gut“, meinte er zu seinen Erinnerungslücken.

Auch der zweite mutmaßliche Dieb fühlte sich nicht schuldig, er war zwar bei der Übergabe des Leders dabei, aber „es hat mich nicht interessiert, woher es kommt“, erklärte er. Beim Verkaufsgespräch zuvor war er auch dabei. „Was hätten Sie denn bekommen sollen?“, interessierte die Staatsanwältin. „Gar nichts“, so der Angeklagte fast entrüstet. Resigniert beendete der Richter die Befragung und wandte sich dem dritten im Bunde zu. Doch auch dieser fühlte sich in keiner Weise schuldig, allerdings machte ihn das Herumkurven mit einem Kleintransporter genau zur Tatzeit verdächtig. „Was haben Sie denn transportiert?“, fragte der Richter. „Einen Kamin, der steht immer noch bei mir“, kam es von der Anklagebank.

Die Verhandlung wurde vertagt. Es sollen noch Zeugen befragt werden.