Grazer erforschen Zirpen der Heuschrecken

Warum zirpen Heuschrecken im Chor, also synchron? Das haben Grazer Zoologen versucht herauszufinden. Das synchrone Zirpen ergibt sich vor allem durch das Konkurrenzverhalten unter den Tieren.

Die Weibchen der tropischen Laubheuschrecke Mecopoda elongata verlassen sich bei der Partnerwahl ganz auf ihr Gehör, auch wenn die Liebeswerber im Chor mit Tausenden anderen Insekten zirpen. Wie die Männchen mit den Mitbewerbern konkurrieren, aber auch kooperieren, um paarungsbereite Weibchen anzulocken, haben Zoologen an der Universität Graz erforscht.

Synchrones Zirpen soll Weibchen anlocken

Die tropischen Laubheuschrecken im malaysischen Regenwald zirpen, um die Weibchen auf sich aufmerksam zu machen - und zwar im Chor. Die Männchen dieser Insektenart locken Weibchen durch stereotyp wiederholte, kurze akustische Signale, sogenannte Chirp an. Diese werden synchron in einer Gruppe von Männchen produziert, so der Grazer Zoologe Manfred Hartbauer: „Wir wollen die evolutionären Mechanismen, die die Entwicklung der Synchronität vorangetrieben haben, herausfinden“, so der Forscher.

Schalldruck steigt im Chor um sieben Dezibel an

„Im Vergleich zu Einzelsängern steigt der Schalldruck im Chor an und zwar um rund sieben Dezibel, was den Gesang aus einer größeren Distanz hörbar macht“, schilderte Hartbauer. Ursprünglich war sein Team am Institut für Zoologie davon ausgegangen, dass es dieser sogenannte „Leuchtturm“-Effekt ist, der für das synchrone „Singen“ der Laubheuschrecken verantwortlich ist: Dahinter könnte sich eine Kooperation verbergen, um gemeinsam möglichst viele Weibchen anzulocken. Dann habe sich in Versuchsanordnungen allerdings herausgestellt, dass sich die Paarungschancen für den Einzelnen nicht signifikant verbesserten.

Weibchen bevorzugen den „Leader-Typ“

Vor allem aber zeigte sich, dass die Synchronisation des „Lockgesangs“ keinesfalls perfekt ist: Manche Männchen zirpen etwas aus der Reihe und beginnen mit der Produktion ihrer Signale etwas früher, schildert Hartbauer. Und diese sogenannten „Leader“ werden von den Weibchen gegenüber den „Followern“, die rund 50 bis 70 Millisekunden später einsetzen, prompt bevorzugt.

Gesang entsteht durch Wettstreit der Männchen

Die Grazer Forscher vermuten daher, dass die Synchronisation unter den Männchen sozusagen als „Nebenprodukt“ aus dem Wettstreit um die Leaderrolle entstanden sein könnte. Der ganze Wettstreit münde dann erst in einen Gesang, der sich als Folge des hohen Überlappungsgrades der akustischen Signale, die eigentlich in Konkurrenz zu einander stehen, nahezu perfekt synchronisiert anhört. Warum die Weibchen gerade jene Individuen, die etwas aus der Reihe tanzen, bevorzugen, ist übrigens noch nicht geklärt. Weitere Studien sollen folgen.