Baumjohann ist „Wissenschaftler des Jahres“

Spätestens, seit er die Details der Kometenmission „Rosetta“ erklärt hat, ist Wolfgang Baumjohann vom Institut für Weltraumforschung in Graz ein Begriff. Am Mittwoch wurde der 64-jährige Physiker zum „Wissenschaftler des Jahres 2014“ gewählt.

Die Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten würdigen mit der Ehrung vor allem das Bemühen von Forschern, ihre Arbeit und ihr Fach einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen und damit das Image der österreichischen Wissenschaft zu heben.

„Wie man Wissenschaft näher bringt“

Baumjohann zeigte nicht nur in den vergangenen Monaten im Zuge der europäischen Kometen-Mission „Rosetta“, zu der das IWF wichtige Beiträge geliefert hat, wie man sachlich, einfach und spannend österreichische Wissenschaft und Technologie einem breiten Publikum näher bringt; vielmehr stehe er schon seit Jahren den Medien und der Öffentlichkeit als Ansprechpartner zur Verfügung und öffne das IWF immer wieder dem Publikum, hieß es im Wahlvorschlag von Mitgliedern des Journalistenklubs - mehr dazu in „Lässt sich Theorie nicht erklären, ist sie Unsinn“ (science.ORF.at).

Wolfgang Baumjohann

APA/Erwin Scheriau

Wolfgang Baumjohann

„Menschen für Forschung und Technik begeistern“

Er wolle damit „die interessierte Öffentlichkeit, die ja letztendlich unsere Forschung finanziert, daran teilhaben lassen - und erfreulicherweise sind das recht viele“, so Baumjohann; zudem wolle er junge Menschen für Forschung und Technik begeistern, „insbesondere in einer Zeit, in der Technik - teilweise durchaus zu Recht - häufig kritisch betrachtet wird“.

In große Fußstapfen getreten

Als Baumjohann im Jahr 2001 als Leiter der Abteilung für experimentelle Weltraumphysik ans Grazer IWF geholt wurde, trat er in große Fußstapfen: Er übernahm diese Position vom österreichischen „Weltraumpapst“ Willibald Riedler. „Ich bin an ein Institut gekommen, das damals schon sehr bekannt war, und habe den Schritt nach Graz nie bereut“, erinnert sich der aus Deutschland stammende Physiker und Geophysiker.

Von Garching nach Graz ins All

Baumjohann wurde am 9. August 1950 im nordrhein-westfälischen Hamm geboren. Nach dem Studium der Physik an der Universität Münster und der Habilitation im Fach Geophysik in München führten ihn Gastprofessuren in die USA und nach Japan. In Garching war er Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, bevor er 2001 ans Grazer IWF kam. Er ist u.a. Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der deutschen Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und Träger der Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.

Dass Österreich in der Spitzenliga der Weltraumforschung mitspielt, geht vor allem auch auf die Erfolge im Instrumentenbau des IWF und seiner Datenauswertungen zurück. Seit 2004 steht Baumjohann dem gesamten Institut mit drei Abteilungen und rund 80 Mitarbeitern vor und trägt nebenbei seine Faszination für das Weltall auch mit Hingabe in die breite Öffentlichkeit: „Der Weltraum interessiert praktisch jeden - das macht die Vermittlung der Thematik schon ein bisschen leichter.“

„Es bleiben immer Fragen über“

Baumjohanns Schwerpunkt sind die Weltraumplasmaphysik, die Erd- und die Planetenmagnetosphären. Er ist an einer Vielzahl von Experimenten bei internationalen Weltraum-Missionen beteiligt und in der Analyse und Interpretation dieser Beobachtungen, besonders mit Magnetometern und Plasmasensoren, tätig - dies hat auch dazu geführt, dass er zu den meistzitierten Autoren im Bereich der Weltraumwissenschaften gehört. Was ihn immer noch fasziniert und antreibt: „Als Weltraumforscher tätig zu sein, hat viel mit Neugierde zu tun - und das Weltall bietet unglaublich viel Neues und immer wieder Überraschungen“, zeigt sich der seit 2009 als Professor an der Technischen Universität Graz tätige Wissenschafter auch nach vier Jahrzehnten Forschung begeistert. „Man versteht immer ein bisschen mehr, aber es bleiben immer Fragen über.“

Buch „ist sich noch nicht ausgegangen“

Neben mehr als 500 Journalartikeln ist er auch Mitautor von drei Büchern über Weltraumplasmaphysik, die an vielen Unis Grundlage von Vorlesungen sind. Was in der langen Publikationsliste noch fehlt, ist ein populärwissenschaftliches Buch: „Das ist sich zeitlich wirklich noch nicht ausgegangen“, gibt Baumjohann zu, und es dürfte auch noch nicht so schnell folgen, denn nach der Pensionierung in ein paar Jahren will der Forscher wieder „hoch hinaus“: In die Berge, wie schon in Jugendtagen, als er mehrere 5.000er-Gipfel erklommen hat.

Seit 1995 vergeben

Die Auszeichnung „Wissenschaftler des Jahres“ ist mit einer Einladung des „Office of Science and Technology“ (OST) an der österreichischen Botschaft in Washington zu einem Vortrag in der US-Hauptstadt und - heuer erstmals - dem Besuch als Ehrengast beim Wiener Ball der Wissenschaften am 31. Jänner 2015 verbunden.

In den vergangenen Jahren haben die Umwelthistorikerin Verena Winiwarter (2013), der Ökologe Georg Grabherr (2012), die Archäologin Sabine Ladstätter (2011), der Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal (2010) und der Innsbrucker Experimentalphysiker Rudolf Grimm (2009) die seit 1995 vergebene Ehrung erhalten.

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