Schweizer Franken: Experten warnen vor Panik

Die Schweizer Notenbank hat den vor mehr als drei Jahren eingeführten Euro-Franken-Mindestkurs aufgegeben. Negative Auswirkungen hat das nun auch auf jene, die noch einen Schweizer Franken-Kredit laufen haben.

Die Entscheidung der Schweizer Notenbank, den Mindestkurs aufzugeben, überraschte und schockte am Donnerstag Wirtschaft, Börsen und vor allem Kreditnehmer - mehr dazu in „Richtiger Moment“: SNB verteidigt Franken-Aufwertung (news.ORF.at) - denn je stärker der Franken gegenüber dem Euro wird, desto höher wird die Kreditschuld. Betroffene Kreditnehmer sollten jetzt aber nicht in Panik verfallen, rät der Obmann der steirischen Finanzdienstleister in der Wirtschaftskammer, Hannes Dolzer.

Starker US-Dollar als Problem

Die Schweizer Notenbank habe sich vor drei Jahren gegenüber dem Euro abgesichert, damit negative Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft ausbleiben, so Hannes Dolzer. Jetzt sei der stärker gewordene US-Dollar ein Problem, deshalb sei der Kurs freigegeben worden. Die Auswirkungen betreffen vor allem jene, die noch einen Frankenkredit tilgen müssen: „Weil das Thema ist, wenn der Schweizer Franken im Verhältnis zum Euro stärker wird, erhöht sich die Kreditschuld, und damit muss man am Ende, oder wenn man laufend tilgt, einfach mehr zurückzahlen, als man aufgenommen hat. Wenn der Schweizer Franken jetzt von 1,2 auf 1 steigt, dann heißt das, dass man am Ende der Laufzeit um 20 Prozent mehr zurückzahlen muss.“

Umstieg hängt von Restlaufzeit ab

In Panik sollte man aber nicht verfallen, so Dolzer. Personen, die Franken-Kredite mit einer Laufzeit von noch 15 bis 20 Jahren haben, sollten die Situation wesentlich gelassener betrachten. Bei Krediten mit Restlaufzeiten von drei bis fünf Jahren könne es sein, dass ein Umstieg auf einen Euro-Kredit ratsamer wäre. Jede Kreditveränderung sei individuell zu behandeln, sagt Rainer Stelzer, Vorstandsdirektor der Raiffeisen-Landesbank.

„Euro-Zinsen sind historisch tief“

Es gebe keine generelle Empfehlung, meint Stelzer, aber: „Es ist momentan auf jeden Fall eine ganz gute Situation in Euro zu wechseln. Die Euro-Zinsen sind ebenso historisch tief wie die langfristigen Euro-Zinsen, also eine Zehn-Jahres-Fixzinsbindung. Darum ist die Situation für einen Euro-Kredit sehr attraktiv.“ Seit 2010 hätte bereits mehr als die Hälfte der Raiffeisen-Kunden mit einem Fremdwährungskredit zu einem Euro-Kredit gewechselt.