Masern: Österreicher sind Impfmuffel

Wie die aktuelle Epidemie in Berlin zeigt, ist die Masern-Gefahr noch lange nicht gebannt - Mediziner appellieren daher einmal mehr, Kinder impfen zu lassen. Die Skepsis ist laut Umfragen vor allem bei Akademiker-Eltern besonders groß.

In den Köpfen vieler Eltern sind die Masern eine harmlose Kinderkrankheit: Laut Studien des Gesundheitsministeriums sehen nur 30 Prozent darin eine Gefahr für ihr Kind, wenn es nicht geimpft ist - ein trügerischer Glaube, denn im Falle einer Infektion kann eine Hirnhautentzündung entstehen, die auch zum Tod führen kann.

„Impfung Opfer ihres eigenen Erfolgs“

Im Vorjahr sind in Österreich 60 Menschen an Masern erkrankt, in der Steiermark waren es fünf, sagt Odo Feenstra von der Landessanitätsdirektion. Mit einer Durchimpfungsrate von knapp 75 Prozent in der Steiermark ist man noch weit weg von einem flächendeckenden Schutz, schildert der Mediziner: „Zum Teil ist die Impfung Opfer ihres eigenen Erfolgs, denn der Schutz, den Impfungen gewähren, hat zur Folge, dass der Einzelne die Krankheit nicht mehr kennt und erkennt sowie die Gefährlichkeit der Krankheit nicht mehr einschätzen kann.“

Große regionale Unterschiede

Was auffällt, sind die großen regionalen Unterschiede: Während in den Bezirken Südoststeiermark und Bruck-Mürzzuschlag über 80 Prozent geimpft sind, sind es etwa in Liezen, Murau, Weiz und Hartberg-Fürstenfeld weniger als 70 Prozent.

Akademiker besonders kritisch

Akademiker-Eltern hätten eine deutlich kritischere Haltung zu Impfungen, zeigen Umfragen des Gesundheitsministeriums und der Wissenschaftlichen Akademie für Vorsorgemedizin, sagt deren Obmann, Jörg Pruckner: „Alles zu hinterfragen, ist bei uns sehr modern, und ich glaube, da liegt der Hauptgrund. Da liegt schon mal in der Grundhaltung die Frage, wenn das Kind nicht will, ob man nicht Gründe sucht, warum das Kind nicht wollen könnte.“

Besonders groß ist die Skepsis, wenn die Kinder nicht vom Arzt des Vertrauens, sondern in der Schule geimpft werden sollen, so Pruckner: „Dort habe ich eine ganz andere Situation. Das Kind ist kritisch, die Eltern sind kritisch - ‚Zwangsbeglückung in der Schule‘ oder freiwilliges Hingehen zu einem Arzt, um geimpft zu werden.“

Gleichauf mit Indien oder Südafrika

Im internationalen Vergleich scheinen die Österreicher wahre Impfmuffel zu sein: Was die Durchimpfungsrate für Masern betrifft, liegt Österreich Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit Ländern wie der Ukraine, Südafrika oder Indien gleich auf.