Großer Diagonale-Spielfilm-Preis an „Ich seh Ich seh“

Veronika Franz und Severin Fiala haben beim Filmfestival Diagonale 2015 mit „Ich seh Ich seh“ den Großen Diagonale-Preis in der Sparte Spielfilm gewonnen. Der ebenfalls mit 21.000 Euro dotierte Große Dokumentarfilm-Preis geht an Nikolaus Geyrhalter für „Über die Jahre“.

Die Preisverleihung fand Samstagabend im Orpheum Graz statt. Der Horrorfilm „Ich seh Ich seh“ ist der Debütspielfilm von Veronika Franz und Severin Fiala, ein Genrekino, bei dem der Horror dem Alltäglichen entspringt.

Diagonale

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Weltpremiere in Venedig

Er handelt von einer Frau, die nach einer Gesichts-Operation mit einem Kopfverband nach Hause zurückkehrt. Ihre beiden Zwillingssöhne sind sich bald sicher, dass es sich bei ihr nicht um ihre Mutter handeln kann. Der Film feierte seine Weltpremiere bei den Filmfestspielen von Venedig und wurde bereits beim Filmfestival Ljubljana mit dem Hauptpreis ausgezeichnet.

Arbeitslose im Waldviertel

Geyrhalters Doku „Über die Jahre“, die heuer in der Sektion Panorama der Berlinale Premiere hatte, begleitet arbeitslose Textilarbeiter im Waldviertel und setzt sich in 188 Minuten nicht nur mit der Arbeitswelt einer strukturschwachen Region, sondern auch mit dem Stellenwert der Arbeit im Leben des Menschen auseinander.

Weitere Preisträger

  • Die mit je 3.000 Euro dotierten Schauspielpreise gehen an Ulrike Beimpold („Superwelt“) und Murathan Muslu („Risse im Beton“).
  • Der Festival-Eröffnungsfilm „Superwelt“ von Karl Markovics gewann die Kategorien „Bildgestaltung Spielfilm“ (Michael Bindlechner) und „Szenenbild Spielfilm“ (Isidor Wimmer).
  • Der Diagonale-Preis Innovatives Kino (9.500 Euro) wurde laut Aussendung des Festivals Sasha Pirker und Lotte Schreiber für „Exhibition Talks“ zuerkannt.
  • Der Kurzspielfilm-Preis ging an Jannis Lenz für „Schattenboxer“, der Kurzdokumentarfilm-Preis an Lisbeth Kovacic für „minor border“.
  • Der Diagonale-Preis der Jugendjury an Lukas Valenta Rinner für „Parabellum“.
  • Den „Preis Innovative Produktionsleistung“ (10.000 Euro) teilen sich Allegro Film für „Das finstere Tal“ und FreibeuterFilm für „Macondo“.

Markovics und Moretti ausgezeichnet

Bereits vergangenen Freitag wurden die Diagonale-Drehbuchpreise verliehen. Karl Markovics wurde für „Superwelt“ mit dem Thomas Pluch-Preis ausgezeichnet, der Carl Mayer-Drehbuchpreis ging an Siegmund Skalar für „Die Stille“ - mehr dazu in Diagonale-Drehbuchpreis für Karl Markovics. Tobias Moretti nahm seine Auszeichnung als bester Schauspieler im Rahmen der Eröffnung der diesjährigen Diagonale in Graz persönlich entgegen - mehr dazu in Moretti erhält Diagonale-Schauspielpreis 2015.

Letzte Reise von „Le gran Michael Glawogger“

Am Samstag erinnerte ein bewegendes „In memoriam“-Programm an den verstorbenen Filmemacher Michael Glawogger und zeigte erste Fragmente aus dessen letzten, unvollendeten Filmprojekt. Im Dezember 2013 hatte sich Glawogger mit Kameramann Attila Boa und Tonmann Manuel Siebert für einen thematisch ungebundenen, ein Jahr umspannenden Film auf Weltreise begeben, und sollte nie zurückkehren. Er starb am 22. April an einer zu spät erkannten Malaria-Infektion.

Michael Glawogger

APA/HERBERT NEUBAUER

Wegbegleiter kamen nach Graz

Rund 70 Stunden Filmmaterial waren in den ersten, „von einer starken Suche begleiteten“ viereinhalb Monaten entstanden, erzählte Glawoggers langjährige Cutterin Mona Willi bei dem „in memoriam“-Programm, das auch langjährige Wegbegleiter wie Michael Ostrowski und Ulrich Seidl am Samstagvormittag im bis auf den letzten Platz besetzten Grazer Schubert Kino versammelte. Es hätte „der nächste große Schritt in seiner filmischen Entwicklung“ werden sollen, erinnerte Diagonale-Intendantin Barbara Pichler an den „großen Filmschaffenden“.

Erster Versuch mit dem Material

Für die Diagonale hat Mona Willi nun „einen ersten Versuch unternommen, mit dem Material zu arbeiten“. Zu Musik von Wolfgang Mitterer, der auch Glawoggers Episode im Gemeinschaftsfilm „Kathedralen der Kultur“ vertonte, sowie mit dem im Off von Will Carruthers gelesenen Textfragment „Escape“ von Michael T. Vollmann, „den Glawogger sehr geliebt hat“, kombinierte sie Bilder aus drei Fragmenten zu einem 15-minütigen Zusammenschnitt.

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