Uni Graz erleichtert Suche nach Leben im All

Eine Forscherin der Med-Uni Graz hat die Resistenzmechanismen von Mikroben unter lebensfeindlichen Bedingungen untersucht. Ihre Anpassungsstrategien zu verstehen, soll die Suche nach Leben im All erleichtern.

Manche mögen es extrem - egal ob Kälte, Hitze oder Trockenheit: Mikroorganismen können unter schwierigsten Umweltbedingungen überleben, und das möglicherweise auch auf Planeten wie dem Mars. Um ihre außerordentlichen Anpassungsstrategien zu verstehen, untersucht die Grazer Forscherin Christine Moissl-Eichinger Mikroben-Proben von der Antarktis bis hin zum Kaunertaler Gletscher in Tirol. Die an der Med-Uni Graz lehrende Mikrobiologin könnte so die Suche nach Leben im All maßgeblich erleichtern.

Winzige Überlebenskünstler

Egal, ob es sich um eine enorm schwefelhaltige Quelle in Deutschland, einen sauren See in Irland oder den Sand der Atacama-Wüste handelt - Mikroorganismen lieben die Extreme und überleben überall. Um die beeindruckenden Resistenzmechanismen der extremophilen Mikroben zu untersuchen, entwickelte Moissl-Eichinger spezielle Methoden. Diese erlauben ihr, die winzigen Überlebenskünstler in kleinsten Mengen und selbst in Reinräumen zu finden, zu charakterisieren und im Labor zu kultivieren.

Urbakterien als blinde Passagiere in Raumflugzeugen?

Mikroorganismen wie Urbakterien oder Archaeen fand Moissl-Eichinger bereits in den Reinräumen der ESA und NASA sowie auf der menschlichen Haut. Die Vermutung, dass Mikroben auch in der Internationalen Raumstation ISS als blinde Passagiere mitfliegen, liegt Moissl-Eichinger daher sehr nahe. Im Zuge des vom ERC (European Research Council) geförderten Projekts ARBEX (Archaeal and bacterial extremophiles on board the ISS) will die Mikrobiologin nun ihre Vermutung bestätigen.

Und noch mehr: „Wir wollen vor allem klären, ob und wie die Mikroorganismen in der Raumstation die Integrität und Technik von Raumfahrzeugen beeinflussen - oder sogar die menschliche Gesundheit beeinträchtigen“ - und außerdem: „Haben sich besondere Resistenzen entwickelt, sind die Mikroorganismen speziell an ihr neues Habitat angepasst?“

Zu Hause auf dem Mars?

In dem durch die Europäischen Kommission geförderten Projekt „MASE“ (Mars Analogues for Space Exploration) erforschen Moissl-Eichinger und ihre Mitarbeiter, wie sich das Leben an mars-ähnliche Habitate anpassen kann - angepasst haben könnte: „Wir untersuchen Mars-analoge Gebiete hier auf der Erde und versuchen, das mikrobielle Leben dort zu verstehen. Das ist die Basis, um das möglicherweise am Mars vorhandene Leben überhaupt finden zu können.“

Erst kürzlich trafen neue Mikroben-Proben bei Moissl-Eichinger ein, die für ihr Können mittlerweile international bekannt ist: Ihr Labor in Graz dient im Rahmen des EU-geförderten Netzwerkprojekts „Europlanet“ nun sogar als europäisches „Center for Life Detection“.

Ein Mitarbeiter der Forscherin wird dann Anfang August im Rahmen des Mars-Simulationsprojektes AMADEE-15 den Kaunertaler Gletscher in Tirol auf mikrobielles Leben absuchen: „Gefrorenes Wasser, Geröll, hohe Strahlungsintensität - das kommt dem Mars sehr nahe“, ist Moissl-Eichinger auf die Ergebnisse gespannt.

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