120.000 Flüchtlinge kamen seit September an

Erstmals seit Beginn der Flüchtlingswelle sind Sonntagfrüh die Sammelstellen in Spielfeld und Bad Radkersburg leer gestanden. Seit 19. September kamen laut Angaben der Polizei knapp 120.000 Flüchtlinge nach Österreich.

Am Sonntag gab die Polizei eine erste Zwischenbilanz der Flüchtlingszahlen bekannt. Seit 19. September kamen knapp 120.000 Flüchtlinge, konkret waren es 119.850, über die beiden Grenzübergänge Spielfeld und Bad Radkersburg nach Österreich. 89.900 waren es in Spielfeld, 29.950 am Grenzübergang Bad Radkersburg. Nur sehr wenige Flüchtlinge gelangten laut Polizei über sonstige Wege, etwa über die grüne Grenze, nach Österreich.

Leere Versorgungszentren

Sonntagfrüh bot sich den unzähligen Einsatzkräften und freiwilligen Helfern in Spielfeld und Bad Radkersburg jedoch ein Bild, das sie seit Wochen nicht mehr gesehen hatten: In beiden Erstversorgungszentren hielt sich Sonntagfrüh kein einziger Flüchtling auf. Sie waren in der Nacht mit Bussen zu ihren Notquartieren in Österreich gebracht worden, teilte die Polizei Sonntagfrüh mit.

Verschnaufpause und Grundreinigung

Für die vielen freiwilligen Helfer und die Einsatzkräfte bedeuteten die leer stehenden Versorgungseinrichtungen Sonntagfrüh eine kurze Verschnaufpause. Die beiden leer Erstversorgungsstellen wurden einer Grundreinigung unterzogen.

Polizei rechnet wieder mit einem Anstieg

Ab Sonntagvormittag gab es wieder erste Ankünfte. Sonntagnachmittag hielten sich in Spielfeld laut Exekutive rund 250 Flüchtlinge auf. Die aus Slowenien ankommenden Flüchtlinge wurden laufend mit Bussen weitertransportiert. Sonntagabend befanden sich dann weder in Spielfeld noch in Bad Radkersburg Flüchtlinge. In den nächsten Tagen könnte es wieder zu einem Anstieg der Flüchtlingszahlen kommen, da ein Streik der Fährarbeiter in Griechenland in der Zwischenzeit beendet wurde und wieder eine Anbindung zu den griechischen Inseln besteht, hieß es am Sonntag.

Amnesty International, Spielfeld, Zaun, Protest

ORF.at

Amnesty International setzte Zeichen gegen Zäune

Sonntagfrüh waren rund 50 Aktivisten der Menschenrechtsorganisation Amnesty International am Grenzübergang Spielfeld. Sie legten sich auf den Boden und bildeten den Schriftzug: „Kein Zaun“. Damit wolle man ein deutliches Zeichen gegen Grenzzäune in Österreich bilden. Solche Zäune würden eine Verletzung der Menschenrechte mit sich bringen, hieß es von den Aktivisten.

Heinz Patzelt, Generalsekretär von Amnesty International Österreich, fragte: „Was soll so ein Zaun bewirken? Menschen davon abhalten, dass sie nach Österreich kommen. Diese Art Zaun wird man dann auch verteidigen müssen, wie etwa Ungarn das vorgezeigt hat. Einen Zaun errichten, dann den Zaun verteidigen und mit Waffengewalt gegen Menschen auf der Flucht vorgehen ist unverhältnismäßig, eine schwere Menschenrechtsverletzung und führt auf jeden Fall in eine Katastrophe“, sagte Patzelt.