IS-Terror: Bessere Prävention gefordert

Die Vorbeugung gegen radikale Ideologien muss breiter aufgesetzt werden: Diese Forderung kommt von internationalen Experten, die anlässlich der aktuellen Terror-Entwicklungen an einer Tagung in Graz teilgenommen haben.

Die Diskussion über islamistischen Extremismus wird vor allem durch aktuelle Anlässe befeuert - die Terroranschläge von Paris sind ein gutes Beispiel dafür. Der international tätige Präventionsexperte und Polizist Günther Ebenschweiger organisierte dazu am Montag eine Fachtagung in Graz.

Salafisten mit Antworten für Junge ohne Perspektive

Nach Einschätzung von Experten gibt es in Deutschland rund 8.000 Salafisten, die als potenzieller Nährboden für Terrorismus angesehen werden können, die jährlichen Zuwachsraten liegen bei 100 Prozent. Für Österreich lägen keine Zahlen vor, sagte Ebenschweiger, der fordert, dass die Präventionsarbeit in Österreich rasch und massiv verbessert werden muss: „Wie finden wir die Antworten aus unserer Sicht, die die Salafisten ja schon haben? Es gibt das große Problem, dass die Salafisten den Jugendlichen Antworten geben, ganz vereinfachte - und wir haben keine, weil wir uns damit nicht auseinandersetzen.“

Nichtanerkennung und kein Platz in der Gesellschaft

Diese Einschätzung deckt sich mit den Erfahrungen des deutschen Islamexperten Jochen Müller: „Die gemeinsame Erfahrung, die sehr viele machen, vor allem diejenigen mit Migrationshintergrund, ist die von Nichtanerkennung, von Nichtzugehörigkeit. Sie haben das Gefühl, in dieser Gesellschaft nicht oder noch nicht ihren Platz gefunden zu haben.“

„War ohne Perspektive und leicht manipulierbar“

Indirekt bestätigte auch Irfan Peci die Einschätzung der Experten: Peci arbeitete mehrere Jahre für ein Al-Qaida- Propagandanetzwerk, wurde inhaftiert und führt jetzt - nach kurzer Tätigkeit für den Verfassungsschutz - in Deutschland ein normales Leben. „Ich war nicht besonders gut integriert. Ich habe die Schule dann abgebrochen, war also ziemlich ohne Perspektive. Was aber dann die wichtigste Rolle gespielt hat, war, dass ich vorher wenig Ahnung von meiner Religion hatte und dann ziemlich leicht manipulierbar war.“ Aber, so fügte Irfan Peci hinzu: Es gebe auch eine Eigenverantwortung - sich nur als Opfer zu sehen, sei falsch.