ELGA erfolgreich gestartet

Nach jahrelangen Diskussionen ist am Mittwoch in der Steiermark die elektronische Gesundheitsakte ELGA an den Start gegangen. Kritik am neuen elektronischen Krankenblatt kommt vor allem von Ärzten und Datenschützern.

Um acht Uhr sei das System am Mittwoch hochgefahren worden, seit neun Uhr läuft es und das reibungslos, heißt es seitens der ELGA-Geschäftsführung.

Rund 90 Prozent abgedeckt

In der Steiermark ist die elektronische Gesundheitsakte in allen 23 steirischen Landesspitälern, im Krankenhaus der Elisabethinen, in den Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz, im Marienkrankenhaus Vorau sowie im Neurologischen Therapiezentrum Kapfenberg angelaufen.

E-Card

APA/Harald Schneider

Im Frühjahr soll die E-Medikation beginnen. Der Bezirk Deutschlandsberg ist Testregion - mehr dazu in Deutschlandsberg testet ELGA-Umstellung (11.8.2015)

Damit werden in der Steiermark 90 Prozent der stationären Fälle und über 93 Prozent der ambulanten Patienten abgedeckt. Der bundesweit flächendeckende Ausbau von ELGA soll erst 2017 abgeschlossen sein. Gleichzeitig hat am Mittwoch auch die ELGA-Ombudsstelle ihre Arbeit aufgenommen und auch das das ELGA-Portal ist österreichweit ab sofort online.

Befunde im System gesammelt

Gespeichert werden zunächst die ärztlichen und pflegerischen Entlassungsbriefe aus dem Spital, nicht auch die Labor- und die Radiologie-Befunde oder Röntgenbilder. Erst im Laufe der Zeit werden sich auch diese Befunde im System sammeln, die Patienten müssen sie dann nicht mehr selbst zum Arzt mitnehmen. Die E-Card dient als Zugangskarte.

Aktive Beteiligung des Patienten

KAGes-Verantwortlicher Werner Leodolter sieht überwiegend Vorteile in der neuen elektronischen Krankenakte - weil sich der Patient, wie er sagt, erstmals aktiv beteiligen könne: „Er kann sich seine Befunde selbst anschauen, er kann nachschauen, wer hat in meine ELGA geschaut. Er kann auch selektiv Befunde den anderen Ärzten zur Verfügung stellen.“ All das funktioniert beispielsweise mit dem Mobiltelefon über eine eigene Handysignatur. So soll der Informationsfluss zwischen Arzt und Patient verbessert werden.

Patienten melden sich ab

Patienten können sich aber auch selbst sperren oder sich von ELGA abmelden. Österreichweit haben das bereits 250.000 Menschen getan. Leodolter gibt hier allerdings zu Bedenken: „Die Patienten werden in die Lage versetzt - und das halte ich für einen großen gesundheitspolitischen Schritt - selber einzugreifen, er muss dafür aber natürlich auch die Verantwortung übernehmen, denn er kann nicht erwarten, dass der Arzt dann was weiß, was nicht drinnen ist.“

Kritik von den Ärzten

Es gibt allerdings auch Kritik an ELGA - zum einen von den Ärzten selbst, die einen großen Verwaltungsaufwand befürchten, dem aber entgegnet Gesundheitslandesrat Christopher Drexler: „Wir sind ja nicht unseres eigenes Glückes Feind, wollen daher nicht mehr Bürokratie in die KAGes bringen. Wir wollen, dass unsere Ärztinnen und Ärzte hauptsächlich sich um den Patienten kümmern, mit ELGA wollen wir eigentlich die Welt vereinfachen.“

Herwig Lindner von der Ärztekammer Steiermark befürchtet aber auch, dass sich kein Mediziner darauf verlassen könne, was er einsehen kann, „zumal der Patient selbst auch Medikamente und Diagnosen, die ihm unangenehm sind, wenn die im ELGA stehen, auch selbst rauslöschen kann. Das heißt: Ich kann mich nicht verlassen.“ Mehr zu den Bedenken der Mediziner in Weiter Skepsis bei Ärzten (News.ORF.at, 9.12.2015).

Datenschützen schlagen Alarm

Schließlich schlagen auch Datenschützer Alarm. ELGA sei, sagt Hans Zeger, ein teures bürokratisches Monster mit Sicherheitsmängeln. „Es ist so ziemlich die dümmste Lösung, die man sich ausdenken kann, denn die Daten sind zwar verstreut abgelegt, werden aber über einen zentralen Server verwaltet. Das heißt: Wenn ich mich über den zentralen Server einklinken kann, dann habe ich den Zugriff auf alle Daten“, so der Datenschützer. Mehr dazu auch in Steirische Ärztekammer kritisiert ELGA (9.10.2012).

Im steiermärkischen Medizinarchiv, wo der Datenhochsicherheitstrakt untergebracht ist, beruhigt man: Datensicherheit sei höchstes Gebot, man simuliere laufend Hackerattacken, um gerüstet zu sein; außerdem werde jeder Zugriff protokolliert - auf Missbrauch stehen hohe Strafen.

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