Steirer leisten 35 Millionen Überstunden im Jahr

Laut Statistik Austria werden in der Steiermark rund 35 Millionen, österreichweit sogar fast 270 Millionen Überstunden geleistet. Arbeitspsychologen aber warnen, denn das kann sich negativ auf Leistung und Gesundheit auswirken.

Mehr leisten, als im Arbeitsvertrag festgeschrieben ist - das nehmen die steirischen Arbeitnehmer teils freiwillig in Kauf, weil Überstunden auch gut bezahlt werden, oft aber auch auf Drängen des Arbeitgebers hin.

Mehr Personal statt Überstunden

Viele Unternehmen, so vermutet Karl Schneeberger von der Arbeiterkammer, würden Überstunden bereits fix in ihre Personal-Planung einkalkulieren. Der Wille, statt Überstunden zu verordnen, zusätzliches Personal einzustellen, sei dagegen gering: „Es ist eigentlich nicht einsehbar, warum in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit so viele Überstunden gemacht werden. Es ist auch nicht sehr glaubwürdig, dass man überhaupt keine Arbeitskräfte findet.“

Frau sitzt im Büro am Schreibtisch vor dem Computer

ORF

Fachkräfte können laut Kallus kurzfristig nur schwer ersetzt werden

Etwas differenzierter sieht das der Arbeitspsychologe Wolfgang Kallus von der Uni Graz. Kurzfristig sei es seiner Ansicht nach sehr wohl schwer, zusätzliches Personal zu finden, „weil wir sehr viele hochausgebildete, hochqualifizierte Spezialistinnen und Spezialisten haben, die man nicht so leicht ersetzen kann.“ Anders sehe es aus, wenn sich langfristig abzeichne, dass die Arbeit für ein Team zu viel wird.

Soziales Umfeld gefährdet

In diesem Fall warnt Kallus vor durchaus schweren Folgen, die das regelmäßige Leisten von Überstunden haben kann und nennt als Beispiele etwa Konzentrationsschwäche, chronische Müdigkeit und ein erhöhtes Unfallrisiko. Zugleich würde auch das soziale Umfeld leiden, wenn man regelmäßig später aus dem Büro nach Hause kommt: „Es ist so, dass chronische Überstunden auch dem Menschen in seiner Zufriedenheit, aber auch dem sozialen Umfeld, der Familie, schaden. Das heißt mit chronischen Überstunden, die nicht intelligent gemanagt sind, richten wir durchwegs Schaden an.“

depressive Frau vor Computer-Bildschirm Sujet Burnout

dpa/Oliver Berg

Schlaflosigkeit bis hin zum Burnout können Folgen von Überstunden sein

Sinnvolle Pausen empfohlen

Der Psychologe rät daher zu bewussten Regenerationsphasen - sowohl zwischen, als auch während den Arbeitstagen. Hier zieht der Psychologe einen Vergleich zum Sport: „Im Bereich des Leistungssports machen das die Trainer. Wenn wir wissen, dass es eine Phase gibt, wo intensive Leistung nicht zu vermeiden ist, dann wird die Regeneration intelligent geplant in dieser Phase. Es wird diese Phase vorbereitet, und es wird die Phase nachbereitet.“ Dieses bewusste Einplanen von Regenerationsphasen sei in der Arbeitswelt allerdings noch nicht üblich.

Die Leistungsfähigkeit kann aber auch durch Unzufriedenheit abnehmen. Hier könnten Arbeitgeber laut Kallus sehr wohl entgegenwirken: „Anerkennung, faire Behandlung, positives Klima, positive Motivation, das ist etwas, das in der Arbeitswelt eigentlich zum Muss wird. Wenn Arbeit nicht anerkannt wird, ist das ein typischer Burnout-Risikofaktor.“

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