Grazer Amokfahrer laut Gutachten schizophren

Der Grazer Amokfahrer soll laut dem dritten Gutachter Jürgen Müller an paranoider Schizophrenie leiden. Demnach soll der heute 26-Jährige zum Tatzeitpunkt am 20. Juni 2015 nicht zurechnungsfähig gewesen sein.

Der deutsche Sachverständige hatte hinzugezogen werden müssen, da zwei Gutachter zuvor unterschiedlicher Meinung in puncto Zurechnungsfähigkeit waren - mehr dazu in Grazer Amokfahrt: Drittes Gutachten nötig (8.2.2016).

„Gefahr weiterer solcher Taten besteht“

Mit dem Befund und dem Gutachten - beides umfasst zusammen 153 Seiten - des Professors für forensische Psychiatrie und Psychotherapie an der Georg-August-Universität Göttingen wird die Einschätzung von Gutachter Peter Hofmann gestützt, der den Amokfahrer zum Tatzeitpunkt ebenfalls für nicht zurechnungsfähig hält. Manfred Walzl dagegen stufte den Täter als zurechnungsfähig ein. Einig waren sich die Psychiater, „dass der Beschuldigte die Taten unter dem Einfluss einer geistigen und seelischen Abartigkeit höheren Grades begangen hat und bei ihm die Gefahr weiterer solcher Taten besteht“.

Noch Monate bis zum Prozess

Laut Christian Kroschl von der Staatsanwaltschaft muss der Sachverhalt nun auf Basis der Gutachten geprüft werden. Kommende Woche soll ein Vorhabensbericht mit einer möglichen Anklage wegen mehrfachen Mordes und Mordversuchs an die Oberstaatsanwaltschaft Graz geschickt werden; bis es zu einem Prozess kommt, werden wohl noch Monate vergehen.

„Ein zum Tatzeitpunkt nicht zurechnungsfähiger Täter kann für seine Taten zwar nicht bestraft, bei bestehender, seiner Abnormität entspringender Gefährlichkeit aber statt der Strafe auf Antrag der Staatsanwaltschaft vom Gericht in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen werden“, ergänzte Kroschl.

Auch Unverletzte werden als Opfer geführt

Der 26-Jährige war am 20. Juni 2015 mit seinem Geländewagen durch die Grazer Innenstadt gerast und tötete dabei drei Menschen und erfasste 36 weitere Fußgänger, die zum Teil schwer verletzt wurden. Mehr als 50 andere Menschen waren gefährdet und konnten sich teilweise nur durch Sprünge zur Seite retten - auch sie werden als Opfer geführt.

Am Donnerstag hat sich auch der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) zu Wort gemeldet: „Die Grazerinnen und Grazer erwarten sich von der Staatsanwaltschaft und vom Gericht, dafür Sorge zu tragen, dass dieser täter lebenslang in Gewahrsam bleibt.“