Grazer „Community-Polizei“ läuft gut

Was in Wien im August starten soll, gibt es in Graz schon seit Anfang April: „Community Policing“. Speziell geschulte Polizisten und „Sicherheitsbürger“ arbeiten zusammen - und das mit Erfolg. Immer mehr Bürger wollen mitmachen.

Das Innenministerium will den Kontakt zwischen Polizei und Bürgern verbessern - mit sogenannten Community-Polizisten als direkte Ansprechpartner für die Bevölkerung. Umgekehrt sollen sogenannte Sicherheitsbürger die Polizei direkt befragen können, wenn es Probleme gibt. Im August starten die ersten Community-Polizisten in Wien - mehr dazu in Wiener „Community-Polizei“ ab August (wien.ORF.at).

Moderne „Grätzelpolizisten“

Seit Anfang April läuft das „Community Policing“ in Graz - mehr dazu in „Community Policing“-Zentrum in Graz geplant (15.4.2016) -, ein Projekt, das das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung steigern soll. Derzeit sind neun Community-Polizisten im Einsatz, sozusagen als moderne „Grätzelpolizisten“.

Langen Amtsweg ausgebremst

„Erstmals dürfen wir im Vorfeld agieren, noch bevor etwas passiert. Wir kommen nämlich sehr oft drauf, dass behauptete Sicherheitsprobleme soziale Probleme sind. Es wird uns erlaubt, mit den Sozialämtern und Jugendämtern zusammenzuarbeiten, und mit dem Augenblick ist das Problem schon viel, viel kleiner, weil wir uns direkt verständigen und nicht über den langen, langen Amtsweg“, sagt der Grazer Chefinspektor Werner Miedl, der das Projekt leitet.

Kein Platz für Vernaderer

Polizisten seien Schiedsrichter, ob die Regeln des Zusammenlebens auch eingehalten werden; die Gefahr des Vernaderns sehe er nicht, so Miedl, Vernaderer würden automatisch disqualifiziert: „Dieses Spitzelsystem - von dem hat weder die Polizei, noch die Kommune noch der betroffene Bürger etwas.“

Beispiel „Sprach- und Lebensschule“

Viel mehr Gewinn brächten neue Initiativen, wie die eben eröffnete Sprach- und Lebensschule des Vereins „Sicher Leben“, so Miedl: „Wir mussten Angebote schaffen - wie, dass die Polizei in Graz die erste Sprach- und Lebensschule betreut. Wir haben 400 Asylwerber in unserer Arbeit, mit denen wir uns täglich treffen. Wir erklären diesen Menschen, wie Österreich tickt, wie die Ämter und Behörden ticken, was Recht ist und was Unrecht - das ist ein völlig neuer Ansatz.“

Immer mehr Bürger melden sich

Auch Bürger sollen sich verstärkt in die Lösung lokaler Probleme einbringen - und wollen das auch: „Ich hab überhaupt kein Problem mehr, Bürger zu finden, im Gegenteil: Die Bürger treten offensiv an uns heran. Wir sind vernetzt mit dem Friedensbüro, das Siedlungs-Mediation macht. Wir als Polizei halten Bürgerversammlungen ab. Das hat es noch nie gegeben“, sagte Miedl.

Das Pilotprojekt „Community Policing“ läuft bis Ende März 2017 - danach soll es laut Innenministerium flächendeckend in Österreich umgesetzt werden.

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