Mehr Starkregen durch Mittelmeererwärmung

Die in den vergangenen Jahren gestiegenen Oberflächentemperaturen des Mittelmeeres könnten laut Grazer Forschern zu mehr und stärkeren Niederschlägen im Südosten Österreichs führen.

In den vergangenen 30 Jahren erwärmte sich die Oberflächentemperatur des Mittelmeeres im Sommer um rund 1,5 Grad auf durchschnittlich etwa 24,5 Grad - und dieser Temperaturanstieg kann vor allem im Südosten Österreichs, Slowenien, Ungarn und der Slowakei zu häufigeren sommerlichen Niederschlagsextremen führen.

„Die Intensivierung des Starkregens kann zwischen zehn und 50 Prozent liegen“, so Projektleiter Douglas Maraun vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Uni Graz. Gemeinsam mit Forschern des GEOMAR Helmholtz Zentrums für Ozeanforschung in Kiel und des Shirvhov Instituts für Ozeanologie in Moskau publizierte Maraun die Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des Online-Journals „Scientific Reports“.

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Gerald Lehner

„Erwärmt sich das Mittelmeer weiter, ist über Mitteleuropa mit einer zunehmenden Intensivierung von Starkniederschlägen im Sommer zu rechnen“, so die Grazer Wissenschaftler

Mehr Extremniederschläge

Heftige Niederschläge hatten 2009 und 2014 in der Südoststeiermark mehrere tausend Hangrutschungen ausgelöst; ähnlicher Starkregen über Süddeutschland und der Tschechischen Republik hatte in den vergangenen Jahrzehnten zu Hochwassern der Elbe, der Oder und der Donau geführt. Diese Extremereignisse haben laut Experten einen gemeinsamen Auslöser: Stürme, die sogenannten Fünf-b-Zyklone, die über dem Mittelmeer entstehen, über die Adria nach Nordosten ziehen, sich beim Überqueren der Gebirge abkühlen, und es regnen lassen.

„Da Fünf-b-Zyklone sehr selten auftreten, sind Aussagen zu damit zusammenhängenden Klimaänderungen basierend auf Messdaten nur schwer zu treffen“, erklärt Maraun. Deshalb simulierten die Forscher die globale Atmosphäre über jeweils 40 Jahre: einmal mit den kühleren Mittelmeertemperaturen aus den 70er- bis 90er-Jahren, einmal mit den wärmeren Temperaturen aus den Jahren 2000 bis 2012. „Die Anzahl der Fünf-b-Zyklone war in beiden Simulationen etwa gleich, aber die Verdunstung über dem Mittelmeer nahm stark zu. Es wurde mehr Feuchte entlang der Sturm-Zugbahnen transportiert, weshalb die Intensität von Extremniederschlägen stark angestiegen ist“, schildert der Wissenschafter die Ergebnisse.

Weitere Intensivierung zu erwarten

„Erwärmt sich das Mittelmeer weiter, ist deshalb über Mitteleuropa mit einer zunehmenden Intensivierung von Starkniederschlägen im Sommer zu rechnen“, ist Maraun überzeugt. Welche Regionen allerdings genau davon betroffen sein werden, sei mit heutigen Klimamodellen nur unzureichend abzuschätzen, weil zukünftige Verlagerungen der Sturm-Zugbahnen nicht exakt simuliert werden könnten.

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