Altstadtkommission Graz sieht Dächer gefährdet

Die Grazer Dächerlandschaft zählt zum Weltkulturerbe. Derzeit sorgen die auf den Dächern angebrachten Rauchfangkehrer-Stege jedoch für Zwist. Die Grazer Alstadtkommission sieht die Dächer durch diese nämlich gefährdet.

Laut Grazer Baubehörde wurden seit März insgesamt 41 Kehrsteige von der Alstadtkommission angezeigt. Stein des Anstoßes sei die Fülle an Steigen gewesen, die innerhalb kurzer Zeit auf den Dachflächen aufgetaucht seien: „Es gibt eine ganze Reihe von bisher dokumentierten Stegen, die keinen Konsens haben, die nie in eine Baugenehmigung gemündet sind. Und wir sprechen in erster Linie über die Reparatur der nicht genehmigten bzw. eine Änderung in der zukünftigen Vorgangsweise“, sagt Gertraud Strempfl-Ledl.

Graz

ORF

Die Altstadt von Graz mit ihrer charakteristischen Dächerlandschaft gehört seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

In der ORF Fernsehsendung „Report“ betonte die Vorsitzende der Grazer Altstadtkommission aber auch: „Es gibt welche, die haben einen Konsens, da können wir auch gar nicht darauf pochen, dass sie wegkommen. Die sind laut Baugenehmigung genehmigt und die werden in dieser Form auch erhalten bleiben.“

„Kehrarbeiten ursprüglich unter Dach“

Bei allen anderen müsse es laut Strempfl-Ledl jedoch Veränderungen geben: „Wir versuchen eine Lösung einerseits mit den Rauchfangkehrern, andererseits auch mit dem Arbeitsinspektorat, mit dem wir beraten haben. Tatsache ist: Es gibt grundsätzlich auch sicherheitstechnisch anerkannte Lösungen“ - das ändere für Strempfl-Ledl jedoch nichts daran, „dass die Kehrarbeiten ursprüglich immer unter Dach stattgefunden haben“. Erst durch den Dachgeschossausbau bis zum First sei diese Aufgabe schließlich auf die Dachfläche verlagert worden.

Neue Sicherungssysteme

Doppelstöckige Dachausbauten sollen daher in Zukunft nicht mehr so einfach möglich sein, wenn es nach dem Willen der Altstadtkommision geht. Das begrüßt auch der Innungsmeister der Rauchfangkehrer, Christian Plesar. Die Neuerungen der Sicherheitstechnik machen ihn aber auch kompromissbereiter in Sachen Arbeitsschutz: „Jetzt gibt es Sicherungssysteme mit Schlitten, mit anderen Haltesystemen, die auch absturzsicher sind, aber natürlich nicht mehr so bequem“, erklärt Plesar.

„20 Jahre lang hat das niemanden gestört“

Zehn der insgesamt 41 Verfahren hat die Baubehörde mittlerweile eingestellt. Andere laufen noch - etwa jenes von Hausbesitzer Kurt Oktabetz. Dieser versteht die Welt nicht mehr: „Die Baubehörde hat’s ja bewilligt. Die hat auch nichts dagegen gehabt, 20 Jahre lang hat das niemanden gestört.“

Seit jüngster Zeit störe es jedoch die Altstadtkommission: „Wir haben jetzt einen Vorschlag gemacht, dass wir diese Stege in der gleichen Farbe wie das Dach anstreichen. Dann sollte das ein Kompromiss werden - und es geht ja letztlich um einen Kompromiss“, so der Hausbesitzer. Ein Kompromiss ist wohl auch das Ziel der Altstadtkommission, die Lösungen mit den betroffenen Hausbesitzern, Rauchfangkehrern und dem Arbeitsinspektorat erarbeiten möchte.

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