Das war Tag zwei im Amokfahrerprozess

Am Mittwoch ist der Prozess gegen den Grazer Amokfahrer fortgesetzt worden. Am Vormittag waren die ersten Gutachter - Gerichtsmediziner, Verkehrssachverständiger, Toxikologe - am Wort, am Nachmittag sagten Zeugen aus.

Liveticker aus dem Gerichtssaal

steiermark.ORF.at berichtete via Liveticker direkt aus dem Gerichtssaal: Tag zwei im Grazer Amokfahrerprozess

Der Gutachter Manfred Kollroser hatte Proben des 27-jährigen auf Suchtmittel untersucht und konnte dabei Spuren von Cannabis nachweisen, die den Angeklagten nach deutschen Grenzwerten - in Österreich sind keine festgelegt - als „starken Cannabisraucher“ ausweisen. Dieser „erhebliche Konsum“ lasse aber keine Rückschlüsse auf regelmäßiges Rauchen zu, so Kollroser, es bestehe aber der Verdacht.

Cannabis oder Alpen-Tee

Der Beschuldigte hatte den Konsum abgestritten und gemeint, die Spuren stammen von „einer Schweizer Teemischung“, die ihm seine Ehefrau immer zubereitet habe. Diese Erklärung hielt der Gutachter für „wenig wahrscheinlich bis unwahrscheinlich.“

„Ein Lenker, der sein Fahrzeug beherrscht“

Nach der Amokfahrt war der Geländewagen untersucht worden, weil sich der Verdächtige einige Male auf technische Defekte seines Autos ausgeredet hatte. Der verkehrstechnische Gutachter Peter Vyskocil kam zu dem Schluss, dass „der Pkw in vollem Umfang betriebsbereit“ gewesen sei; es habe zwar kleinere Beeinträchtigungen bei der Servolenkung und im Betriebsbremssystem gegeben, diese hätten aber auf den Vorfall „keinen Einfluss“ gehabt.

Medizinische Fakten des Schreckens

Als dritter Gutachter wurde Gerichtsmediziner Peter Leinzinger gehört: Er hatte die drei Toten untersucht und beschrieb die Verletzungen. „Derartige Verletzungen sind mir im Stadtbereich noch nicht vorgekommen“, meinte der Mediziner.

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Als der 27-Jährige zu den Ausführungen der Sachverständigen befragt wurde, meinte er nur: „Ich bin selbst Opfer, ich kann mich an die Fahrt nicht erinnern.“

Zeugin: „Es war einfach schrecklich“

Am Nachmittag schilderten einige Zeugen, wie sie die Amokfahrt erlebt haben. „Er ist im Retourgang auf mich und meinen Dackel losgefahren“, erzählte ein Mann, der zu Fuß unterwegs war. Ein Radfahrer, den das Auto erwischt hatte, meinte: „Ich kann mich an nichts erinnern, ich war eine halbe Stunde bewusstlos.“

Einer jungen Passantin rettete vermutlich die Tatsache, dass sie ausnahmsweise keine Kopfhörer trug und nicht wie sonst auf der Straße Musik hörte, das Leben: „Ich habe einen Knall gehört und einen Hechtsprung auf die Seite gemacht, dann sind da auch schon die Radfahrer gelegen“, erinnerte sie sich. Eine andere Zeugin meinte sichtbar immer noch von den Ereignissen gezeichnet nur: „Es war einfach schrecklich.“