„herbst“ eröffnet: Europa im Brennpunkt

Der steirische herbst ist Freitagabend in der Grazer Helmut-List-Halle feierlich eröffnet worden. Intendantin Veronica Kaup-Hasler machte in ihrer Eröffnungsrede Europas Umgang mit dem Flüchtlingsstrom zum Thema.

„Wir leben zur Zeit in einem erstickenden politischen Klima, in dem Xenophobie unverhohlen ausgelebt werden kann“, kritisierte Veronica Kaup-Hasler. „Anstelle das Projekt der Aufklärung für unsere Zeit zu adaptieren und Bildung voranzutreiben, positiv und konsequent an Reformen, an Lösungen zu arbeiten, erleben wir alle das Schüren der Angst vor vermeintlicher Überfremdung und Terror, die Polarisierung und Entsolidarisierung innerhalb der Gesellschaft“, so die Intendantin.

Europa „ins 21. Jahrhundert retten“

In ihrer Rede plädierte sie dafür, die aktuelle Situation als Chance zu begreifen - und erneut an der Idee von Europa jenseits eines rein ökonomischen Zusammenhangs zu arbeiten: „Es müsste doch möglich sein, diese doch geschichtlich einmalige Konstruktion des Zusammenschlusses von Staaten zu reformieren und ins 21. Jahrhundert zu retten!“

steirischer herbst

ORF

Der steirische herbst geht heuer bis zum 16. Oktober über die Bühne

Das Denken könne die Richtung wechseln und „Kunst tut dies im Schaffen neuer Wahrnehmungs- und Erkenntnisräume, mit einem fragenden, oft provozierenden Blick, mit einem existenziellen Interesse am Menschen und der Frage nach gesellschaftlichen Alternativen“.

Über 100 Projekte an 24 Festivaltagen

Beim steirischen herbst gehe es um die Neuproduktion und Ermöglichung von Kunst in allen Sparten am „Puls der Zeit“, verwies Kaup-Hasler auf über 100 Projekte an 24 Festivaltagen, an denen über 650 Künstler und Theoretiker aus 49 Nationen beteiligt sind.

„Wir gehen an Orte, wo’s brodelt..., an Brennpunkte der Stadt“, so die Intendantin. So werde etwa im Gebiet rund um den Volksgartenpavillon eine „Arrival Zone“ ausgerufen; mit künstlerischen Projekten gehe man auch geografisch an die Grenze (zu Slowenien), an der im Vorjahr zahlreiche Flüchtlinge ankamen - mehr dazu in Steirischer herbst: „Wir schaffen das“ (13.09.2016).

Höhlengleichnis zum Nachdenken und Schmunzeln

Künstlerisch eröffnete man mit einer Arbeit von Philippe Quesne, der in „Die Nacht der Maulwürfe. Welcome to Caveland!“ laut Kaup-Hasler „den totalen Rückzug einer Gesellschaft in den Untergrund, die Abkehr von den uns bestimmenden Katastrophen in eine Höhlenwelt, die nichts von einem Außen wissen will“ thematisiere. Inspiriert von Platons Höhlengleichnis sei Theater für Quesne „ein Zerr- und Spiegelbild der Gesellschaft und unserer Zeit, das Sie hoffentlich zum Schmunzeln und Nachdenken anregt“ - mehr dazu in Einmal selbst ein Maulwurf sein (ORF.at).

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