Prozess um Böllerexplosion mit zwei Toten startet

Bei einer verheerenden Böllerexplosion im südoststeirischen Kapfenstein sind im November 2014 zwei Menschen getötet wurden. Neun Angeklagte müssen sich dazu ab Mittwoch vor dem Grazer Straflandesgericht verantworten.

Es ist der 17. November 2014, gegen 18.30, als es zur Detonation in einem Kapfensteiner Wirtschaftsgebäude kommt. Ein Vater und sein Sohn sind auf der Stelle tot, der zweite Sohn überlebt, weil er kurz zuvor die Scheune verlassen hat. Gebäude im Umkreis von zwei Kilometern werden beschädigt.

Zu diesem Zeitpunkt ahnt noch niemand, dass sich in dem weggesprengten Gebäude ein umfangreiches Sprengstofflager befunden hat. Tage später stellen Ermittler in den Trümmern mehr als 6.000 Böller sicher - mehr dazu in Kapfenstein: Brüder bunkerten Tausende Böller (19.11.2014)

33-Jähriger als Hauptangeklagter vor Gericht

Am kommenden Mittwoch um 9.00 Uhr beginnt der Prozess mit insgesamt neun Beschuldigten - mehr dazu in Tödliche Böllerexplosion: Neun Anklagen (04.07.2016). Laut Gerichtssprecher hatten die beiden Söhne seit Dezember 2012 illegal Böller hergestellt - und das in beträchtlichem Ausmaß. Pro Jahr sollen sie mehrere zehntausend Euro umgesetzt haben. Drahtzieher dieser Produktion war laut Gericht allerdings ein 33 Jahre alter Oststeirer, der als mutmaßlicher Haupttäter vor Gericht steht.

Explosion in Kapfenstein

APA/Erwin Scheriau

Die Böllerexplosion richtete verheerenden Schaden an

Der Mann soll die Böller jahrelang in seinem Haus gebastelt haben, doch die Aufträge wurden mehr und mehr. Aus Platzgründen sei die Produktion schließlich nach Kapfenstein verlegt worden. Der Vater hat laut Gericht zwar von der Böller-Bastelei gewusst, wollte dem Sohn am Unglückstag aber nur ein Bier vorbeibringen.

Urteil für Freitag geplant

Der 33-Jährige muss sich ab Mittwoch wegen vorsätzlicher Gefährdung mit Sprengmittel verantworten, wofür fünf bis 15 Jahre Haft drohen. Der überlebende Sohn sowie zwei Verkäufer und zwei Mithelfer sind wegen vorsätzlicher Gemeindgefährdung angeklagt. Drei Personen stehen wegen falscher Beweissage vor Gericht, darunter auch die Lebensgefährtin des getöteten Sohnes. Sie wollen von den Böller-Basteleien nichts gewusst haben. Ein Urteil ist für Freitag geplant.