Massiver Widerstand gegen „Tafel“-Umzug

Einmal pro Woche können Bedürftige in Graz Lebensmittel bei der sogenannten „Team Österreich Tafel“ in Liebenau holen. Nun will das Rote Kreuz die Ausgabestelle nach Geidorf verlegen - dort gibt es jedoch massiven Widerstand.

Auch in der Steiermark fehlt es vielen Menschen am Nötigsten - der Gang in den Supermarkt ist für sie nicht selbstverständlich. Mit der „Team Österreich Tafel“ will das Rote Kreuz mit der Unterstützung vieler Freiwilliger dafür sorgen, dass sie dennoch nicht hungern müssen. Bevor es kalt wird, wollten die Organisatoren mit der Essensausgabe in eine alte Lagerhalle in der Lehargasse in Geidorf übersiedeln. Der Grund: Am jetzigen Standort in Graz Liebenau muss ein Großteil der Bedürftigen im Freien warten.

Nicht alle begrüßen den Umzug

In Geidorf könnten die Menschen - vor dem Wetter geschützt - in einer Halle warten. Vor Projektstart hielt man auch zwei Bürgerinformationsveranstaltungen ab - dabei kam jedoch massiver Widerstand auf: Das Projekt Essen für Bedürftige als solches begrüßen zwar alle - jedoch nicht dessen Umzug nach Geidorf.

So sieht der ÖVP-Bezirksvorsteher Gerd Wilfling die vom Roten Kreuz angemietete Lagerhalle als völlig unpassenden Standort: „Es werden jeden Samstagnachmittag, -abend, 400 bis 500 Leute hierherkommen. Das ist eine ganz kleinstrukturierte Wohngegend ohne nötige Infrastruktur wie Gehsteige, wie Parkplätze - angeblich kommen zehn bis 20 Prozent der Besucher mit dem Auto, die können hier nicht parken. Da gibt es unserer Meinung nach bessere Standorte dafür“, so Wilfling.

"Team Österreich Tafel""

ORF

Der Bezirksvorsteher setzt sich nun für die Überprüfung aller Bewilligungen ein, das Florianiprinzip will er aber nicht gelten lassen: „Nein, überhaupt nicht: Wir haben einige Projekte bereits hier im Bezirk, die gut funktionieren, und es geht uns auch nicht darum, dass wir das Projekt gar nicht in Geidorf wollen, aber dieser Standort ist nicht passend.“

Dieser Meinung ist auch die FPÖ, die befürchtet, das Verkehrsaufkommen würde zu groß werden. Die Freiheitlichen starteten daher eine Unterschriftenaktion gegen die Essensausgabe am betreffenden Standort in Geidorf. Beim Roten Kreuz gab man zu bedenken, dass nur ein kleiner Teil jener, die von den Lebensmittelspenden angewiesen sind, ein Auto hätten.

Bedürftige mit Gewalt in Verbindung gebracht

Vom Grünen Bezirksvorsteher-Stellvertreter heißt es, man wolle die rechtliche Prüfung abwarten - sei alles in Ordnung, habe man nichts gegen das Projekt einzuwenden. Schockiert sei man derzeit über bewusst geschürte Ängste, wobei arme Menschen und Ausländer gleich automatisch mit Gewalt und Müll in Verbindung gebracht worden sein sollen.

Vom Roten Kreuz heißt es, man werde das Projekt jetzt neu evaluieren, die Essensausgabe bleibt vorerst in Liebenau. Dort, so heißt es von der Polizeiwache, die direkt gegenüber der jetzigen Ausgabestelle ist, habe es bis jetzt übrigens keinerlei nennenswerte Schwierigkeiten gegeben.

Kritik von Pucher und der KPÖ

Kritik kommt vom Grazer Armenpfarrer Wolfgang Pucher - bei der Errichtung des Vinzidorfes habe er damals ähnlichen Widerstand erlebt: „Es war in Straßgang, und dort war es dasselbe. Da haben genau diese Leute, die dort leben, denen es besser geht, den höchsen Widerstand geleistet - ich glaube, heute schämen sie sich dafür. Und es ist ja lächerlich, wenn hier durch das Verteilen von Lebensmitteln vielleicht dort und da eine etwas größere Lärmentwicklung stattfindet oder das eine oder andere Problem auftaucht. Man akzeptiert Großveranstaltungen, nur auf den Ärmsten herumzutrampeln und sie fern zu halten, das ist in unserer Zeit unverständlich und eigentlich unanständig“, so Pucher.

Ähnlich die Kritik der Grazer KPÖ: Es gehe darum, dass Menschen nicht frieren müssen, daher dürfe man auch in Graz-Geidorf nicht die Augen vor Armut verschließen, so die Grazer Vizebürgermeisterin Elke Kahr.

Stadt Graz: „Standort unpassend“

Doch auch wenn es den Anschein haben möge, man wolle in Geidorf schlichtweg keine Lebensmittelausgabestelle für Bedürftige, seitens der Stadt Graz werden die Vorwürfe scharf zurückgewiesen - der neue Standort sei schlichtweg unpassend, sagt der Sprecher von Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP), Thomas Rajakovics, „vor allem weil er in einer Sackgasse liegt. Wir haben in Geidorf natürlich auch Sozialstandorte, wir haben die Caritas-Zentrale und die Brücke dort. Es ist nicht das Problem, dass keine armen Leute nach Geidorf dürfen, sondern es ist tatsächlich dort am Ende diese Gasse das Problem mit der Zulieferung, mit dem Abfahren, und auch letztlich, wenn Leute dort warten, wo gibt es dort dann die Möglichkeit, dass man auf die Toilette geht, etc.“

Bemüht, zufriedenstellende Lösung zu finden

Das Rote Kreuz hätte nur direkt mit der Stadt Graz Kontakt aufnehmen müssen, so Rajakovics, doch das sei nicht geschehen: „Das Problem ist, dass wir eigentlich ein besonders gutes Verhältnis zum Roten Kreuz haben und immer auch Lösungen gefunden haben. Es ist halt leichter, wenn man vorher informiert wird, weil man sich dann überlegen kann was ist der beste Standort, und der ist dort aus der Sicht der Bezirksvorstehung - und in dem Fall nicht zu unrecht - nicht geeignet.“ Man sei aber bemüht, so Rajakovics, möglichst bald eine zufriedenstellende Lösung zu finden.

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