Hochrisikozeit für Verbrennungen bei Kindern
Folgenschwere Verletzungen
Jährlich müssen rund 3.000 Kinder wegen Verbrennungen oder Verbrühungen im Krankenhaus behandelt werden, zwei Drittel davon sind Kleinkinder unter vier Jahren. Allein im Jänner müssen in Österreich pro Tag etwa zehn Kleinkinder aufgrund einer Verbrennung oder Verbrühung ins Krankenhaus.
Kinderhaut ist deutlich dünner als die Haut von Erwachsenen, weshalb Verbrühungen und Verbrennungen oft schwerwiegende Folgen haben: Wenn Kinderhaut mit etwa 50 Grad heißem Wasser in Kontakt kommt, wird diese bereits so stark geschädigt, dass Brandblasen entstehen können; trifft eine heiße Flüssigkeit mit 65 Grad nur eine halbe Sekunde auf die Haut eines Kindes, kann sie sogar Verbrennungen dritten Grades verursachen.
So erklärt Lars-Peter Kamolz, Leiter der Klinischen Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie am LKH Graz: "Der Inhalt einer einzelnen Tasse Tee reicht aus, um eine Verbrühung von rund 30 Prozent der Körperoberfläche eines Kleinkindes zu verursachen.“ Dabei können laut dem Brandverletzungsexperten bereits Verbrennungen im Ausmaß von zehn Prozent für Kleinkinder tödlich ausgehen.
„Kurze Unachtsamkeit kann Leben verändern“
Zu einem Unfall kommt es oft schneller als gedacht: Ein Kochtopf, der vom Herd gezogen wird, ein Wasserkocher, eine Kerze oder eine Tasse Tee, die umkippt - „ein kurzer Augenblick der Unachtsamkeit kann das Leben komplett verändern und für das Kind immer wieder bedeuten, dass es eventuell Korrekturoperationen oder Nachbehandlungen braucht“, so Kamolz. Dabei sei laut dem Arzt besonders das Gesicht gefährdet: „Das ist leider häufig der erste Auftreffpunkt, an dem die größten Temperaturen einwirken.“
Kuratorium für Verkehrssicherheit/APA-Fotoservice/Juhasz
70 Prozent - und damit der überwiegende Anteil der thermischen Verletzungen von Kleinkindern - passieren übrigens in der Küche. Damit es gar nicht so weit kommt, genügen oft ganz einfache Vorsichtsmaßnahmen - „etwa durch Sperren und Verriegelungsfunktionen bei modernen Küchengeräten, auch ein Herdschutzgitter kann helfen, ebenso besondere Vorsicht beim Tragen von Gefäßen mit heißen Flüssigkeiten“, erklärt Othmar Tann, der Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV).
Im Notfall ist schnelles Handeln gefragt
In einer Aussendung rät der Verein „Große schützen Kleine“, Kinder außerdem niemals mit brennenden Kerzen alleine zu lassen. Feuerzeuge und Streichhölzer sollte man ebenfalls nicht frei herumliegen lassen. Auch Aufklärung sei wichtig: So sollten Schulkinder wissen, wie man Kerzen – im Beisein von Erwachsenen – richtig anzündet und löscht.
GROSSE SCHÜTZEN KLEINE
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, könnte nun in der Weihnachtszeit Kerzen ganz gegen hochwertige elektrische Lichterketten austauschen. Wasserkocher und Kochtöpfe sollten immer möglichst weit zurückgestellt und nicht benötigtes heißes Wasser sofort weggeschüttet werden.
Falls es dennoch zu einem Unfall kommt, ist rasche Hilfe erforderlich: "Es gilt: Keine Zeit verlieren! So schnell wie möglich die Rettung alarmieren oder ein Krankenhaus aufsuchen“, so Kamolz. Notwendig sei ärztliche Versorgung grundsätzlich dann, wenn die Verbrennung oder Verbrühung größer als die Handfläche des Kindes ist.