Frauenhaus Graz: neues Gesicht, neues Konzept

Rund 120 Frauen suchen pro Jahr Schutz und Hilfe im Frauenhaus Graz. Ab Montag steht das völlig neu adaptierte Gebäude nach einem Jahr Umbau wieder für Hilfesuchende zur Verfügung - mit einem völlig neuen Konzept.

Raus aus der Anonymität - das ist der neue Weg, den man im Graz geht. So wird ab sofort die Adresse in der Grazer Fröhlichgasse offen kommuniziert. Das ist eine der wichtigsten Änderungen im neuen Frauenhaus Graz: „Einer der Eckpunkte unserer Konzepts ist ‚Sichtbar & Sicher‘ - das heißt, die Adresse des Frauenhauses ist nicht mehr geheim, sie wird sichtbar gemacht und das Frauenhaus auch als solches gekennzeichnet. Wir bekommen ein Schild, das dann vermitteln soll, was es ist“, sagt Geschäftsführerin Michaela Gosch.

„Täter haben Schutzraum zu akzeptieren“

Es gehe nicht darum, die Opfer zu verstecken, sondern um einen Schutzraum, in dem sie sich sicher fühlen - und den die Täter als Schutzraum auch zu akzeptieren haben.

Frauenhaus Graz

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Das Frauenhaus - laut Gosch für betroffene Frauen „ein richtiger und wichtiger Schritt“

Sichtbar werde das Frauenhaus laut Gosch nun übrigens auch aufgrund dessen Architektur: „Es gibt einen sehr großen, durchsichtigen und hellen Eingangsbereich, der den Frauen, die zu uns kommen - und kommen müssen - auch vermitteln soll, dass das ein wichtiger und richtiger Schritt ist.“

Fünf Wohngemeinschaften, mehrere Kleinwohnungen

Beim Wohnangebot ging man im Zuge des ein Jahr dauernden und 2,5 Millionen Euro kostenden Umbaus besonders auf die Anliegen der Frauen ein. So gibt es jetzt fünf Wohngemeinschaften, in denen drei bis maximal fünf Frauen zusammenleben können. Vorhanden sind aber auch eigene Kleinwohnungen für Frauen und ihre Kinder.

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Gosch mit dem ersten männlichen Betreuer im Frauenhaus

Um das Erlebte zu verarbeiten, gibt es für die Kleinen einen eigenen Kindergarten - und den ersten im Frauenhaus angestellten Mann, der sich mit seinen Kolleginnen um die Bewohner kümmern wird. Für ihn gehe es in erster Linie darum, den Kindern Schutz zu bieten - „und in zweiter Linie auch darum, als Mann ein Vorbild für die Kinder zu sein“.

Das größte Frauenhaus in Österreich

Das neue Raumkonzept macht es nämlich nun auch möglich, dass Burschen bis zum 18. Lebensjahr bei ihren Müttern im Frauenhaus leben können. Das ist in den meisten Frauenhäusern Österreichs noch nicht der Fall und nur Burschen bis zum 15. Lebensjahr erlaubt. Mit derzeit 50 Plätzen für Frauen und Kinder ist das Grazer Frauenhaus übrigens die größte derartige Einrichtung in Österreich.

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