Defizite bei Versorgung chronischer Schmerzen

Mehr als 210.000 Steirer leiden unter chronischen Schmerzen. Hilfe gibt es für sie in Österreich aber oft nur unzureichend, worauf die österreichische Schmerzgesellschaft im Rahmen der aktuellen Schmerzwochen aufmerksam machen will.

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APA/Günther R. Artinger/HPK

16. Schmerzwochen:

Bereits zum 16. Mal finden ab 17. Jänner 2017 die Österreichischen Schmerzwochen statt. Damit will man auf die rund 1,5 Millionen an chronischen Schmerzen leidenden Österreicher aufmerksam machen

Laut Michael Herbert, Schmerzmediziner am LKH Graz und Vorstand der österreichischen Schmerzgesellschaft (OESG), leiden Menschen hauptsächlich an chronischen Schmerzen im Bereich des Rückens, Nackens oder der Gelenke: „Noch komplizierter wird die Situation dadurch, dass zwischen 50.000 und 60.000 Patienten in der Steiermark an chronischen Schmerzen mit Verbindungen zwischen körperlichen, seelischen und sozialen Beeinträchtigungen leiden.“

In solchen Fällen nur ein Schmerzmittel zu verabreichen, hält der Mediziner weder für ausreichend noch zielführend - stattdessen müsse eine multimodale Schmerztherapie zur Anwendung kommen: „Multimodal bedeutet ein koordiniertes Zusammenspiel von Ärzten, Psychologen, Verhaltenstherapeuten, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Sozialarbeitern - koordiniert und aufeinander abgestimmt an ein und demselben Patienten.“

„Großer Nachholbedarf in Österreich“

In Österreich gibt es aber nur ein einziges multimodales Schmerztherapiezentrum - und das ist in Klagenfurt. Michael Herbert vom LKH Graz hofft aber darauf, ein solches Zentrum in absehbarer Zeit auch in der Steiermark einrichten zu können.

Rückenschmerz

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Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten chronischen Schmerzen

Im Vergleich zu anderen westlichen EU-Ländern hält er die Versorgung von Schmerzpatienten in Österreich für stark verbesserungsfähig: „Es ist ein großer Nachholbedarf in Österreich. Es war für mich fast nicht nachvollziehbar - als ich von Deutschland nach Österreich kam -, dass die Situation so schlecht ist.“

Auch Patienten sollen eigenen Teil beitragen

Während es in Deutschland immer mehr Spezialeinrichtungen in der Schmerzversorgung gibt, passiere in Österreich genau das Gegenteil: „In den letzten drei Jahren wurden in neun Krankenhäusern die Behandlungstage in den Schmerzambulanzen reduziert und in den vergangenen fünf Jahren wurden sogar neun Schmerzambulanzen komplett geschlossen“, gibt der Experte zu bedenken.

Zu den Gründen zählen laut Michael Herbert weniger Personal durch das neue Ärztearbeitszeitgesetz sowie die fehlende Refundierung - dadurch hätten Krankenhäuser kein Interesse, ein Zusatzgeschäft zu machen. Um die Situation zu verbessern, sei es notwendig, das Bewusstsein unter den Ärzten für moderne Schmerzmedizin zu schärfen - vor allem die Politik müsse diese Schieflage erkennen und auch der Patient selbst müsse seinen Teil dazu beitragen, etwa mit konsequenter Bewegung.

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