Vorwürfe gegen Geburtenstation in Schladming

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen das Diakonissenkrankenhaus Schladming: Dabei geht es um angebliche Missstände bei Geburten zwischen 2010 und 2014, wo die Neugeborene Folgeschäden davontrugen.

Drei Frauenfachärzte zählt das Diakonissenkrankenhaus Schladming heute - und bei jeder Geburt ist einer davon auch anwesend, verspricht das Spital auf seiner Homepage. Das war aber offenbar nicht immer so: In einem Fall, der fast sieben Jahre zurückliegt, sei der Facharzt zu spät geholt worden - mit der Folge, dass das Kind heute weder gehen noch sprechen kann, so die Grazer Anwältin Karin Prutsch in der ORF-Sendung „Thema“.

Missstände in Geburtenklinik

„Vanessa war ganz blau, sie hat Arme und Beine hängen lassen“, erinnert sich eine Mutter an die Geburt ihrer Tochter in Schladming.

Prutsch betont: „Im Wesentlichen geht es darum, dass eine reine Hebammengeburt durchgeführt worden ist und kein Facharzt für Gynäkologie beigezogen wurde. Dadurch, dass die Geburt nicht rechtzeitig eingeleitet wurde, ist es zu einer Sauerstoffunterversorgung und einer gravierenden Gesundheitsschädigung beim Kind gekommen.“

Anwältin fordert Zahlungen auf Lebenszeit

In einem Zivilprozess, der bereits seit 2015 läuft und der am kommenden Donnerstag in Leoben fortgesetzt wird, fordert die Anwältin für die Familie Schadenersatz sowie eine monatliche Zahlung auf Lebenszeit; dafür würden laut Prutsch auch zwei Gutachten sprechen.

Konfrontiert mit diesen Gutachten gibt auch der stellvertretende ärztliche Leiter im Diakonissenkrankenhaus Schladming, Rainer Wawrik, zu, „dass hier die Hebamme einen Fehler gemacht hat. Inwieweit dieser Fehler allerdings für die weitereichenden Folgen beim Kind verantwortlich ist, wird das Gericht klären“.

Staatsanwaltschaft ermittelt in acht Fällen

Gleichzeitig ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Leoben - und zwar gegen das Diakonissenkrankenhaus selbst sowie gegen Ärzte und Hebammen: „Konkret wird in acht Fällen wegen Ungereimtheiten bei Geburten ermittelt, bei denen es zu Komplikationen kam und entweder die Neugeborenen oder die Mütter gesundheitliche Beeinträchtigungen erlitten haben. Es kam dabei zu unterschiedlich schweren Folgen von Behinderungen der Kinder bis zum Tod eines Neugeborenen“, sagt Sprecherin Karolin Weissenbacher.

Gegen drei Hebammen wurde das Ermittlungsverfahren bereits eingestellt, weil ihnen kein Fehlverhalten nachgewiesen werden konnte; in weiteren Fällen erwartet die Staatsawnaltschaft noch ergänzende Gutachten. Ein Ende der Ermittlungen sei aus derzeitiger Sicht daher noch nicht absehbar.

Weder der ärztliche Leiter der Klinik noch sein Stellvertreter standen am Dienstag für ein Gespräch zur Verfügung. Für den kommenden Montag lädt man jedoch unter dem Titel „Geburtenstatistik 2016: Weniger Entbindungen - hohe Qualität“ zu einem Pressegespräch und will dann auch über „die weiteren Entwicklungen in der Abteilung und den aktuellen Status zu den staatsanwaltlichen Ermittlungen“ informieren.

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