Teure Bankomatgebühren für Gemeinden

Für die heimischen Banken sind Bankomaten im ländlichen Raum oft ein Verlustgeschäft. Das Geschäft übernehmen nicht selten Anbieter aus dem Ausland - doch deren Verträge mit den Gemeinden haben es in sich.

Maria Skazel ist Bürgermeisterin der Gemeinde St. Peter im Sulmtal im Bezirk Deutschlandsberg. Nachdem die damalige örtliche Raiffeisen-Bankfiliale der 1.300-Einwohner-Gemeinde Ende der 1990er Jahre zugesperrt hatte, bemühte man sich hier über zehn Jahre lang um die Aufstellung eines Bankomaten. Schließlich erklärte sich der US-Bankomatbetreiber First Data dazu bereit, einen aufzustellen.

Mindestanzahl von Bankomatbehebungen unerfüllt

Die Bürgermeisterin erklärt: „Natürlich würde es ohne Bankomat gehen, nur weiß ich, wie viel Zuspruch ich bekommen habe, als wir das endlich geschafft haben, wie viele gesagt haben: ‚Super - endlich haben wir einen Bankomaten hier bei uns.‘“ Doch das ist für die Gemeinde auch mit Kosten verbunden. Denn First Data erwartet eine Mindestanzahl von 2.000 Bankomatbehebungen.

Bankomat

ORF.at/Christian Öser

Die Gemeindebewohner schaffen allerdings nur knapp die Hälfte davon. Jede fehlende Behebung schlägt in der Gemeinde mit 40 Cent zu Buche. Pro Jahr kommt dadurch einiges an Kosten zusammen, wie die Bürgermeisterin vorrechnet: „Für das Jahr 2015 haben wir glaube ich 5.000 Euro gezahlt. Wenn man das durch die 1.300 Einwohner dividiert, ist das in meinen Augen eine direkte Bürgerforderung. Solange wir uns das leisten können, werden wir das machen.“

Kosten bei Gemeinden

Denn ohne Bankomat im Ort müssten die Bürger mindestens fünf Kilometer weit fahren, um an Bargeld zu kommen. Ganz glücklich ist die Bürgermeisterin mit dieser Entwicklung nicht - auch wenn sie die wirtschaftlichen Gründe, warum Banken schließen und Bankomaten verschwinden, verstehe. Von Raiffeisen sei sie jedoch enttäuscht: Denn die Kosten für die Infrastruktur am Land würden so an den Gemeinden hängenbleiben.

First Data betreibt in Österreich mehr als 1.200 Geldausgabeautomaten. Gemeinsam mit einer weiteren US-Firma, Euronet, wird jeder siebente Bankomat von einem Drittanbieter betrieben.

Euronet ist kürzlich wegen der Bankomatgebühren ins Gerede geraten: Der Anbieter verlangt seit Sommer an seinen rund 80 Automaten eine Gebühr von 1,95 Euro.

Raiffeisen habe laut einem Sprecher der Raiffeisen-Landesbank dennoch das dichteste Netz an Bankomaten auch im ländlichen Raum vorzuweisen - und das wolle man auch so aufrechterhalten. Da und dort könne es sein, dass der Betrieb eines Bankomaten nicht mehr sinnvoll ist. Im Falle von St. Peter im Sulmtal würden sich aber gleich mehrere Bankomaten im Umkreis von zehn Kilometern befinden.

Kritik vom Gemeindebund

Gemeindebundpräsident Helmut Mödlhammer sehe es dagegen nicht ein, dass Gemeinden für ihren Bankomaten in den Steuertopf greifen müssen. Banken haben in seinen Augen einen Versorgungsauftrag im ländlichen Raum: „Es kann nicht so sein, dass das große Geschäft nur in den Ballungsräumen stattfindet und der ländliche Raum vernachlässigt wird.“

Er will nun bei der Vergabe von Geldleistungen die Nahversorgung als Kriterium hineinnehmen. Demnach sollen bei der Ausschreibung für Kredite oder Anlagen jene Geldhäuser bevorzugt werden, die einen Bankomaten im Ort lassen. Diesbezüglich gebe es bereits Vorgespräche mit den Banken.

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