Autozulieferer im Visier von Spionen

Betriebsspionage gibt es nicht nur im Film, sie ist gängige Praxis. Das sagen Spionageexperten, die vor allem die Automobilindustrie in Österreich im Visier von Spionen sehen. Der ACstyria will sich in Zukunft entsprechend schützen.

Spionage kann man nicht verhindern, man kann aber Vorkehrungen treffen, um es Spionen möglichst schwer zu machen, sagt Alfred Czech, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Corporate Trust aus Wien. Das Unternehmen hat sich auf Betriebsspionage spezialisiert und die NSA-Dokumente von Edward Snowden aus österreichischer Sicht aufgearbeitet.

Alfred Czech Spionage Autoindustrie Mobilität

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Alfred Czech sieht vor allem die Industrie im Visier der Spione

Jedes dritte Unternehmen betroffen

Der „NSA Report“ zeigt auf, dass österreichische Unternehmen durch ihre internationale Vernetzung ins Visier von Konkurrenz, aber auch von staatlich gesteuerter Spionage geraten können. Eine Studie von Corporate Trust aus dem Jahr 2014 zeigt, dass rund ein Drittel aller befragten österreichischen Unternehmen bereits von Spionage betroffen war.

Der Studie zufolge beläuft sich der jährliche Schaden durch Industriespionage in Österreich auf 1,6 Milliarden Euro. Der Schaden durch Brände sei nur ein Bruchteil so hoch, aber dennoch gebe es zig Brandschutzbeauftragte. Es mangle an Sicherheitsbeauftragten, meint Czech. Besonders gefährdet seien nicht die großen Unternehmen, denn sie würden sich schützen, sondern die „Hidden Champions“ und mittelständische Unternehmen.

Spionagebekämpfung ist „sozialpolitischer Auftrag“

„Viele Unternehmen fühlen sich hilflos und tun zu wenig“, sagt Czech. Besondere Sorge würden ihm der neue US-amerikanische Präsident Donald Trump und sein Motto „America First“ bereiten: „Diese Entwicklungen sind mit Aufmerksamkeit zu begleiten, da steigende geheimdienstliche Aktivitäten durchaus denkbar erscheinen.“

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Vor allem die Automobilindustrie muss sich vor Spionage schützen

Czech selbst verweist auf seinen „polizeilichen Background“. Er sei in Sondereinheiten aktiv gewesen und bringe sein Wissen nun im Unternehmen ein, das sich auf Sicherheitsleistungen mit Bezug auf Wirtschaftsthemen wie Spionageabwehr spezialisiert hat. „Wir sind hier in Österreich sehr innovativ, aber wenn das Know-how ausspioniert wird und sich ein anderer die Entwicklungskosten erspart und das Produkt dadurch billiger anbieten kann“, sei das schlecht für die österreichische Wirtschaft und den Arbeitsmarkt, meint er. Er halte es für einen „sozialpolitischen Auftrag“, mehr aufzupassen.

„Wer kennt Reinigungskräfte im Unternehmen?“

Dabei gehe es nicht nur um IT-Maßnahmen. Oft laufe Spionage viel banaler und klassischer ab. Nach wie vor seien Wanzen in Telefonhörern, kleine Überwachungskameras und Mitarbeiter, die für Geld Betriebsinterna weitergeben, sehr gängige Spionagemethoden. „Wer kennt denn beispielsweise die Reinigungskräfte im eigenen Unternehmen genau? Die gehen meistens heim, wenn die Mitarbeiter erst kommen. Da könnten sie jederzeit eine Wanze verstecken oder einen Stecker in den Computer einbauen. Das kann jeder“, meint Czech.

ACstyria sagt Spionage den Kampf an

Der Spionageexperte mahnt zur Vorsicht und meint auch, dass ein Unternehmen nicht alle Daten und alles Know-how schützen kann. Man müsse sich auf die „Kronjuwelen“ konzentrieren. „Wir müssen uns fragen: Womit machen wir Geld? Was macht unseren Erfolg aus? Und das müssen wir dann bestmöglich schützen.“

Corporate Trust ist seit Ende 2016 auch Mitglied im Mobilitätscluster ACstyria. Gemeinsam mit den Betrieben der Automobilbranche soll in den kommenden Monaten eine Standortbestimmung durchgeführt werden. Danach werden Maßnahmen diskutiert, die umgesetzt werden können. „Als Industriezweig mit 15 Milliarden Euro Umsatz und 50.000 Mitarbeitern alleine in der Mobilität müssen wir uns überlegen, welche Maßnahmen wir setzen können, um uns zu schützen“, sagt Jakob Reichsöllner vom ACstyria.

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