Lehrerkritik an Schulautonomiepaket

Die steirische Lehrergewerkschaft übt Kritik am geplanten Schulautonomiepaket der Bundesregierung: Demnach führe es nicht zu Verbesserungen, und wichtige Themen wie mehr Personal oder Migration seien darin nicht enthalten.

Das neue Schulautonomiepaket sieht etwa vor, dass sich bis zu acht Schulen zu einem Schulcluster zusammenschließen, der dann von einem Clusterdirektor geleitet wird. Ziel ist es, Ressourcen unter den Schulen besser zu nutzen - mehr dazu in Steiermark Vorreiter bei „Schulclustern“ (19.10.2016).

Schulcluster „nicht vorstellbar“

Der Grazer Herbert Weiß ist Vorsitzender der bundesweiten AHS-Lehrergewerkschaft und vertritt rund 21.000 Pädagogen. Er hält wenig davon, große Schulen zu erzeugen; in so einem Cluster wären mehr als 1.000 Schüler - für Weiß ein enormer Verwaltungsaufwand: „Wir können uns das eigentlich nicht vorstellen. Im Klein- und Kleinstschulenbereich wird es zwar durchaus Sinn machen, aber auch da glaube ich, dass acht Schulen deutlich zu viel sind. Das sagen uns auch die Direktoren von Schulen, die jetzt schon groß sind, dass sie eigentlich schon an ihrer Grenze oder darüber angelangt sind.“

„In Wirklichkeit ein Verwaltungspaket“

Mit dem Schulautonomiepaket will die Regierung den Schulen mehr Freiheiten und Entscheidungspielraum einräumen - dem widerspricht Herbert Weiß: „Aus meiner Sicht räumt die Regierung den Schulen keine oder nur ganz geringe Freiheiten ein. In den Bereichen, wo wir wirklich Änderungen bräuchten, bringt das Paket gar nichts, weder den Schülern noch den Lehrern - in Wirklichkeit ist es ein Verwaltungspaket.“ Wichtige Themen wie mehr Lehrerpersonal oder Migration seien in dem Paket nicht enthalten, kritisiert der Steirer.

„Eine dramatische Entwicklung“

Auch der steirische Landesvorsitzende der AHS-Lehrergewerkschaft, Johann Adam, sieht keine Verbesserungen für Schüler durch das Paket - im Gegenteil: In dem neuen Gesetzesentwurf sei zum Beispiel keine Teilung der Schülerzahl bei bestimmten Fächern wie Englisch vorgesehen. „Was mich stört, ist, dass es in Zukunft möglich ist, dass 36 Schüler eine Englisch-Gruppe bilden können. Im Hinblick auf die Matura ist das schon eine dramatische Entwicklung“, so Adam, der weiter sagt, dass das Arbeiten mit größeren Gruppen für einen modernen Unterricht nicht gerade förderlich sei.

Die Bundesregierung verhandelt seit Wochen mit der Gewerkschaft, die nun am Donnerstag eine Entscheidung treffen will: Der Bundesvorsitzende Herbert Weiß meint, die Gewerkschaft werde dem Schulautonomiepaket voraussichtlich nicht zustimmen, aber ihre Zustimmung geben, dass das Paket in eine Begutachtungsphase treten kann.