Versandhandel sieht Zukunft beim Vermieten

Die Wirtschaft will verstärkt auf das Mietmodell im Onlinehandel setzen, und der Versand zieht mit. Der Versandhändler Unito mit Sitz in Graz, Linz und Salzburg sieht darin sogar einen großen Trend.

Eine Wohnung mieten oder ein Auto leasen - das ist nichts Ungewöhnliches. Künftig soll es aber auch möglich sein, Produkte wie etwa Elektrogeräte zu mieten und nicht zu kaufen.

„Menschen kaufen immer weniger“

Unito vereint die Versandgiganten Universal, Quelle und Otto, und hat die Zeichen der Zeit erkannt. Unito-Geschäftsführer Harald Gutschi aus Graz sieht in der Vermietung von Produkten einen hochinteressanten Markt: „Menschen kaufen immer weniger, sie teilen sich Autos, und sie werden sich auch bald Güter des täglichen Bedarfes teilen. Man trifft damit einen Nerv der Zeit, wir haben hohe Kundenakzeptanzquoten bezüglich Miete.“

Ein Modell, zwei Zielgruppen

Nächstes Jahr will Unito in das Vermietgeschäft einsteigen, um so seine Zielgruppe zu vergrößern. Angesprochen werden sollen mit dem Modell vor allem jüngere Menschen, so Gutschi: „Die wollen sich Fernsehgeräte nicht mehr kaufen, weil jedes Jahr eine unglaublich technische Erneuerung kommt, und diese Zielgruppen wollen jedes Jahr das neueste TV-Gerät haben. Und es gibt eine andere Zielgruppe, eine preisbewusste Zielgruppe, die durchaus mit einem Vorjahresmodell zufrieden ist. Diese Kundenbedürfnisse bringen wir zusammen, nämlich die technologieaffinen, die einen monatlichen Mietpreis bezahlen, und jene, die auf ihr Geld schauen müssen, aber auch ein qualitativ hochwertiges TV-Gerät haben wollen, und dafür wollen wir Miete anbieten und nicht mehr Kauf.“

Von der Kaffeemaschine bis zum Brautkleid

Nicht nur Fernsehgeräte, auch Staubsauger, Mobiltelefone, Kaffee und Waschmaschinen sowie sogar Textilien sollen künftig gemietet werden können. „Bei Textilienanlassmode gibt es einen immer höheren Bedarf - für Hochzeitsmode, Trachtenmode, Firmmode für Kinder“, so Gutschi.

Umsatzpotenzial von bis zu 60 Millionen Euro

Je länger die Mietdauer, umso günstiger der Mietpreis. Gutschi räumt aber auch ein, dass das Kaufmodell mit 70 Prozent weiterhin den größten Anteil am Sortiment stellen wird, in fünf Jahren könnten aber bis zu 30 Prozent der Produkte über Miete abgesetzt werden.

Pro Jahr sieht Gutschi durch das Vermieten von Produkten in Österreich ein Umsatzpotenzial von bis zu 60 Millionen Euro. Deutschland testet dieses Geschäftsmodell der Produktvermietung schon heuer, Österreich will nächstes Jahr einsteigen.

Die vermietete Gesellschaft

„Eigentum ist Diebstahl“ lautet der bekannte Slogan des französischen Philosophen und Ökonomen Pierre-Joseph Proudhon. Er war Anarchist, sein Spruch kursierte vor allem in der radikalen Linken. Nun, fast 170 Jahre später, kann man den Eindruck gewinnen, ausgerechnet der Kapitalismus habe sich den Slogan zu Eigen gemacht. Denn nicht mehr nur das Kaufen soll jetzt glücklich machen - mehr dazu in Eigentum als Auslaufmodell? (news.ORF.at, 8.2.2017).

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