Buchmann-Affäre: Uni Graz mit Plagiat-Software

Die Aberkennung des Doktortitels von Landesrat Christian Buchmann (ÖVP) sorgt weiterhin für Diskussionen. Um derartige Fälle zu vermeiden, werden an der Uni Graz seit 2008 Dissertationen und Diplomarbeiten elektronisch geprüft.

Weil er Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben haben soll, muss Landesrat Buchmann wie berichtet seinen Doktortitel abgeben. Von seiner Partei bekommt er, der sich zwar für handwerkliche Fehler entschuldigt, aber nicht an Rücktritt denkt, Rückenwind - mehr dazu in ÖVP stärkt Buchmann auch ohne Titel den Rücken (5.4.2017). So steht auch Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer hinter Buchmann, wie er am Rande der Eröffnung des Steiermark-Frühlings am Donnerstag in Wien bekräftigte.

„Das war natürlich ein Fehler“

„Das war natürlich ein Fehler, der hier geschehen ist, für den man sich auch entschuldigen muss. Das hat er getan. Ich habe lange und gut überlegt und bin zum Ergebnis gekommen, dass seine Arbeit für die Wirtschaft, für Europa, für die Kultur eine ausgezeichnete ist, und dass er die Chance haben soll, diese Arbeit weiterzuführen - und so wird es auch sein“, so Schützenhöfer.

Hände auf der Tastatur eines Laptops

ORF.at/Zita Klimek

2.000 Arbeiten werden an der Uni Graz jedes Jahr elektronisch auf Plagiate geprüft.

An der Grazer Karl-Franzens-Universität prüft man indes mit der Software „Docoloc“ seit 2008 alle Dissertationen, Master- und Diplomarbeiten elektronisch auf Plagiate: Es handelt sich, so der Leiter der Prüfungsabteilung, Bernhard Sebl, um ein sogenanntes „gekapseltes System“.

„Da kann keiner Einfluss nehmen"

Jeder Student gibt seine Arbeit elektronisch in das System ein, das dann automatisch den Text mit allen zugänglichen Quellen vergleicht: „Da kann keiner Einfluss nehmen, das läuft vollautomatisch ab und am Betreuer, am Lehrenden liegt es dann, festzustellen; ist diese Herkunft wirklich ein Verstoß gegen die wissenschaftliche Praxis - oder ist sie es nicht“, erklärt Sebl.

2.000 Arbeiten, so Uni-Graz-Vizerektor Peter Scherrer, werden somit jährlich überprüft. Doch ob damit das Schwindeln ein für allemal passé ist? „Es werden einerseits die Software-Applikationen immer besser, die Trefferquote immer höher, aber andererseits ist natürlich die Vielfalt der Möglichkeiten vom Übersetzungsplagiat aus irgendwelchen fremden, in Europa kaum bekannten Sprachen bis hin zu sehr großen Ähnlichkeiten, weil nicht wörtlich, sondern nur paraphrasiert abgeschrieben wird, doch sehr breit, sodass es natürlich immer Lücken gibt“, verrät der Experte.

Risiko bleibt bestehen

Das Risiko, aufgedeckt zu werden, sei jedoch immer gegeben. Seit 2008 gab es jedenfalls an der Uni Graz nur ganz wenige Plagiatsverdachtsfälle: „Wir haben ungefähr durchschnittlich ein bis zwei Verfahren pro Jahr, und in einem einzigen Verfahren kam es heuer und in einem anderen vor sieben Jahren tatsächlich zur Aberkennung eines Doktortitels.“

Einer der beiden Doktorväter von Christian Buchmann war übrigens sein Vorgänger als Wirtschaftslandesrat, Gerald Schöpfer. Er habe Buchmann damals persönlich noch gar nicht gekannt, sagt Schöpfer, auch nicht gewusst, dass er politisch aktiv sei; er selbst sei das damals auch noch nicht gewesen. Mängel in Bezug auf abgeschriebene Stellen seien ihm jedenfalls keine aufgefallen, Buchmann sei ein engagierter Student gewesen. Heute sei er, Schöpfer, aber froh, dass es elektronische Prüfverfahren gibt.

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