Ärztekammer fordert Reform der Kassenverträge

In Graz hat sich am Mittwoch das neue Präsidium der Ärztekammer mit Zielen und Forderungen präsentiert: Vorrang habe die Gesundheitsreform, gefordert wird aber auch eine Reform der Kassenverträge.

Vorrangig will sich die neue Leitung der Ärztekammer - mehr dazu in Steirische Ärztekammerwahl: Ergebnis steht fest (6.4.2017) - der Gesundheitsreform und ganz konkret dem geplanten Primärversorgungsgesetz widmen: Zwar seien Primärversorgungszentren nötig, allerdings dürften diese nicht auf Kosten der niedergelassenen Ärzte gehen.

„Wir wollen als Ärztekammer Primärversorungszentren - oder -einheiten, wie sie jetzt im Gesetz genannt werden - dort, wo es Sinn macht, wo sie eine Ergänzung zum jetzigen System sind. Was wir nicht wollen, ist, dass der niedergelassene, wohnortnahe Hausarzt ersetzt wird, und diese Gefahr besteht, wenn man große Investorenketten hereinlässt“, sagte Kammerpräsident Herwig Lindner am Mittwoch.

Primärversorgungszentren ja, aber nicht überall

Sehr wohl könnten die Primärversorgungszentren den Druck von den Kliniken nehmen - im speziellen von den Ambulanzen, wo derzeit rund 80 Prozent der angeblichen Notfälle auch von niedergelassenen Ärzten versorgt werden könnten, sagte der stellvertretende Leiter der Erstaufnahme (EBA) am LKH Graz, Eiko Meister. Die Auswahl des Standortes müsse aber gut überlegt sein: „Ich halte es nicht für zweckmäßig, Primärversorgungszentren in der Nähe von Universitätskliniken zu etablieren, weil damit einfach nur ein weiteres Angebot entwickelt wird“, so Meister.

Niedergelassene Ärzte sollen gestärkt werden

Zugleich müssten auch die niedergelassenen Ärte selbst gestärkt werden, vor allem am Land, wo derzeit 17 Kassenstellen unbesetzt seien; aber auch in Graz gebe es in einigen Bereichen bereits Schwierigkeiten, Kassenärzte zu finden, so Norbert Meindl, Urologe und Kassenarzt in Hartberg: „In Graz haben wir bisher 20 Kassenfachärzte für Gynäkologie und Geburtshilfe, aber meines Wissens auch 50 Wahlärzte. Da muss ich mich fragen, warum gehen heute junge Kollegen eher in die Wahlarztpraxis, als dass sie im Kassenvertrag arbeiten.“

Ein Konzept der Ärztekammer, das etwa auch ein Jobsharing - das Teilen von Kassenverträgen unter den Ärzten - vorsieht, sei der Kasse bereits vorlegt worden; nun gehe es darum, sich auch an einen Tisch zu setzen, heißt es von der Ärztekammer.

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