Leiche mit Beton übergossen: Lebenslange Haft

In Leoben ist am Mittwoch ein Mann vor Gericht gestanden, der seinen Ziehvater erstochen haben soll; die Leiche wurde vergraben und mit Beton übergossen. Das Urteil: Lebenslange Haft wegen Mordes.

Seit April 2015 war das Opfer - ein 70-Jähriger aus Bad St. Leonhard im Kärntner Bezirk Wolfsberg - abgängig, seine Leiche wurde aber erst im August 2016 gefunden. Er und der 31-jährige Hauptangeklagte standen einander nahe: So schenkte der Ziehvater des Steirers diesem etwa ein Haus in Wien.

Mehrmals auf Ziehvater eingestochen

Beim Prozess beschrieb der Steirer das spätere Opfer als liebenswürdig, aber auch als rechthaberisch: Wenn er nicht bekam, was er wollte, sei er zornig geworden und habe gedroht. Auch die Verteidigerin des Angeklagten sagte, das Opfer habe zwei Gesichter gehabt.

Im April 2015 soll es dann zum Streit zwischen den beiden über Mieteinnahmen gekommen sein. Zu einer Aussprache trafen sich die Männer in einem Waldstück in Weißkirchen im Murtal - dort dürfte die Situation eskaliert sein, und der Angeklagte soll mehrmals mit einem Messer auf den Pensionisten eingestochen haben - mehr dazu in Einbetonierte Leiche: Anklage erhoben (kaernten.ORF.at, 7.2.2017).

Prozess einbetonierte Leiche Seetaler Alpen

APA/Stringer

Angeklagter: „Nur geschupft“

Die Verteidigerin des Steirers brachte allerdings auch eine andere Variante ins Spiel und sprach von einem Unfall: Der 70-Jährige sei mit einem Messer auf seinen Ziehsohn losgegangen, im Gerangel habe sich der Kärntner das Genick gebrochen; als der Ziehsohn auf ihn eingestochen habe, sei dieser schon tot gewesen.

Der Angeklagte selbst sagte, er habe seinen Bekannten „nur geschupft“, nachdem das Opfer gedroht habe, seiner Familie etwas anzutun, dann sei das Opfer am Boden aufgeschlagen, und „da war nichts mehr, bewusstlos, tot, kein Leben“, so der 31 Jahre alte Steirer. Daraufhin habe er das Messer genommen und zweimal zugestochen, schilderte er die Momente danach. Den Puls habe er zuvor aber nicht überprüft, gestand er auf Nachfrage des Richters: „Mir war schlecht, ich war fertig, ich wollte ihn nur aus dem Wald wegbringen, aber ich habe die Kraft nicht besessen.“

Komplize: „Wollte die Polizei rufen“

Der Gerichtsmediziner konnte wegen der starken Verwesung der Leiche keine eindeutige Todesursache mehr feststellen. Ein Privatsachverständiger der Verteidigung kam hingegen zu dem Schluss, dass der Aufprall mit dem Kopf eine tödliche Blutung hervorrief - laut der Anwältin könnte Mord somit ausgeschlossen werden.

Nach der Tat rief der Hauptangeklagte jedenfalls seinen mitangeklagten Freund an, der ihm helfen sollte, die Leiche zu beseitigen: Dem Kärntner erzählte er, es sei „ein Scheiß passiert“, dann sprach er von einem Unfall, was der andere auch glaubte. „Ich wollte die Polizei rufen, aber er hat gesagt, dann ist alles weg, was wir uns aufgebaut haben“, schilderte der Angeklagte. Also luden die beiden die Leiche ins Auto, fuhren zu einem Baumarkt, besorgten Blumenerde und vergruben den Toten am Truppenübungsplatz Seetaler Alpe.

Prozess einbetonierte Leiche Seetaler Alpen

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Champagner und Tabledance zur „Betäubung“

Anschließend „wollten sie sich betäuben, um die Sache zu vergessen“, war die Verteidigerin überzeugt. Sie besuchten mit der Kreditkarte des Verstorbenen mehrere Lokale in Bratislava und tranken reichlich Alkohol: „Er hat Champagner bestellt und Tabledance bezahlt“, beschrieb der Zweitangeklagte die „Betäubung“.

Als das Duo zwei Wochen später nach der Leiche sah, lag diese fast zur Gänze frei - also fuhr man erneut in den Baumarkt, holte Beton und übergoss den Toten. Der Mitangeklagte zeigte sich im Großen und Ganzen geständig, der Hauptangeklagte wollte von Mord nichts wissen, die weiteren Anklagepunkte - Störung der Totenruhe, Betrug, Unterschriftenfälschung - gab er zu.

Geschworene: Mord

Der Geschworenensenat verurteilte den Hauptangeklagten wegen Mordes zu lebenslanger Haft, seinen Mittäter zu 15 Monaten bedingt. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.