Grazerin stach auf Ehemann ein - Prozess

Wegen versuchten Mordes an ihrem schwer alkoholkranken Ehemann steht seit Montag in Graz eine 51-Jährige vor Gericht: Die Grazerin soll den Mann mit zwei Messerstichen in den Brustkorb lebensgefährlich verletzt haben.

Das Opfer überlebte nur durch eine Notoperation - mehr dazu in Möglicher Mordversuch nach Ehestreit (17.8.2016). Nun wird der Fall vor dem Grazer Straflandesgericht aufgerollt.

Versuchter Mord oder versuchter Totschlag?

Bei der polizeilichen Einvernahme hatte die Frau noch angegeben, ihren gleichaltrigen Ehemann töten, ihn „abstechen“ zu wollen - am Montag wollte sie das nie gesagt haben. Bei einer anderen Befragung meinte sie, sie wollte nur, dass er seinen Frieden finde und das tat, um was er sie gebeten habe - nämlich zuzustechen. Vor Gericht sagte sie schließlich unter Tränen, sie habe ihren Mann nie töten wollen - und um genau diese Frage geht es nun: War es ein versuchter Mord oder ein versuchter Totschlag?

Der Verteidiger sprach von einem Affektsturm, in dem sich seine Mandantin befunden habe: Sie sei durch eine Ehehölle gegangen. Das erzählte dann auch die Angeklagte selbst, und sie machte dabei einen gebrochenen Eindruck: Mehr als 30 Jahre sind die beiden verheiratet, seit sechs Jahren ist ihr Mann schwer alkoholabhängig; dazu kommt ein Verhältnis des 51-Jährigen mit der Frau seines Bruders.

„Er war meine einzige große Liebe“

Im Alkoholrausch soll er sich selbst mehrmals ein Messer an die Brust gesetzt und zu seiner Ehefrau gesagt haben: „Mach du es, ich will nicht mehr. Ich will nur noch meine Ruhe und meinen Frieden.“ Einmal soll er sich vor ihr mit einem Messer die Arme geritzt haben: „Ich habe immer alles ertragen, er war meine einzige große Liebe. Ich habe alles für ihn getan“, sagte die 51-Jährige mit tränenerstickter Stimme.

Am 14. August des Vorjahres kam es dann schließlich zu der Bluttat: Der Mann sei wieder einmal betrunken gewesen, ein Alkoholtest zum Tatzeitpunkt ergab 2,6 Promille. Der 51-Jährige habe gesagt, der Sex mit der Schwägerin sei besser als mit der eigenen Frau - dann habe sie aus der Küche ein Messer geholt und ihm einmal in die Brust gestochen. Daraufhin habe er „Nicht einmal das kannst du“ gemeint, woraufhin sie noch einmal zugestochen habe - sie traf den Herzbeutel und die Herzkammer; eine Notoperation rettete dem Mann das Leben.

Zeugeneinvernahmen folgen

Der Verteidiger wollte wissen, warum sie zustach: Vielleicht, weil sie sich gedemütigt gefühlt habe, vielleicht weil sie ihm seinen Frieden gönnen wollte, vielleicht aus Wut - genau könne sie das nicht mehr sagen, so die 51-Jährige. Der Prozess wird am Dienstag mit Zeugeneinvernahmen fortgesetzt.