Neue Erkenntnisse zu Schriftenfund in Admont

Die Erforschung jener frühmittelalterlichen Pergamentfragmente, die Wissenschaftler in Admont entdeckten, geht weiter. So dürften diese erst im 20. Jahrhundert in das obersteirische Benediktinerstift gekommen sein.

Laut internationalen Experten, die kürzlich in Admont tagten, dürften die Fragmente um 800 entstanden sein - mehr dazu in Wertvolle Schriftstücke im Stift Admont entdeckt (12.5.2017). Bereits 2012 soll der niederösterreichische Handschriftenexperte Martin Haltrich die beiden Pergamentblätter in der Fragmentesammlung des Stiftes entdeckt haben, wie Stiftsbibliothekarin Karin Schamberger gegenüber der APA schildert.

Als Füllmaterial in barockem Buchdeckel genützt

Lange Zeit waren die Fragmente als Füllmaterial in einem barocken Buchdeckel zweckentfremdet worden - schließlich fand man heraus, dass es sich dabei um die womöglich ältesten Schriftstücke in deutscher Sprache handeln könnte.

Haltrich hatten die Dokumente an den sogenannten Abrogans erinnert - ein lateinisch-althochdeutsches Wörterverzeichnis aus der Karolingerzeit. Die drei bisher bekannten Abschriften aus dem 8. und 9. Jahrhundert werden heute in unterschiedlichem Blattumfang im Schweizer St. Gallen, in Paris und in Karlsruhe aufbewahrt.

Die frühmittelalterlichen Pergamentfragmente, auf die Forscher in Admont gestoßen sind

APA/STIFT ADMONT/ENRIQUE PARDO

Die handtellergroßen, frühmittelalterlichen Pergamentfragmente des Benediktinerstifts Admont

„Es scheint aber eine sehr eigenständige Bearbeitung des verloren gegangenen Ur-Abrogans zu sein, aus dem die übrigen erhaltenen Abschriften hervorgegangen sind“, hielt die Bibliothekarin im Rückblick auf das Expertentreffen vom Wochenende fest. Auch dürften die Blätter nicht älter als das St. Gallener Exemplar sein, das als die bisher älteste Abschrift gilt. „Wir haben hier eine höhere Bearbeitungsstufe vorliegen“, so Schamberger.

Stift Admont

APA/Stift Admont/Kren

Stift Admont befindet sich im Besitz von etwa 1.400 wertvollen Handschriften, von denen mehr als die Hälfte aus dem Mittelalter stammen. Die in Weiß und Gold gehaltenen Bücherschränke der spätbarocken Stiftsbibliothek sind jedoch mit etwa 70.000 Druckwerken gefüllt, die vom 16. Jhdt. bis Anfang des 20. Jhdts. erworben wurden.

„Zehn Prozent der Wörter unbekannt“

Die Besonderheit der Admonter Fragmente besteht laut Stephan Müller vom Institut für Germanistik der Universität Wien darin, dass die lateinischen Wörter bereits in eine vollalphabetische Ordnung gebracht worden sind und dass auch neue, bisher unbekannte althochdeutsche Wörter enthalten sind, wie der von Müller einberufene Expertenkreis herausfand. „Rund zehn Prozent der Wörter waren bisher unbekannt“, betonte Schamberger.

Sie will derzeit herausfinden, wie die Fragmente überhaupt nach Admont gelangt sind: „Fest steht, dass sie 1963 im Buchdeckel des ’Secretarius“ - einer Anleitung zum Briefeschreiben aus dem Jahr 1794 - „gefunden wurden“, sagte Schamberger. Seither wurden sie in der Fragmentesammlung verwahrt. Sicherlich wurden die karolingischen Handschriften nicht in Admont zur Verstärkung des Umschlags des Buches aus dem 18. Jahrhundert „verarbeitet“, so Schamberger.

„Die Forschung geht weiter“

Auch sei der „Secretarius“ nicht für das Stift selbst renoviert worden: „Dann hätte er einen Ledereinband bekommen“, weiß die Stiftsbibliothekarin. Sie geht davon aus, dass der barocke Band mit den wertvollen Handschriftenfragmenten „wahrscheinlich aus einer der Pfarren“ den Weg ins Benediktinerstift genommen hat. „Die Forschung geht weiter“, so Schamberger. Im kommenden Jahr will man die Ergebnisse publizieren. Zu diesem Zeitpunkt will man dann auch die beiden 1.200 Jahre alten Fragmente ausstellen.

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