Unwetter: Hagelflieger auf Einsätze vorbereitet

Teils heftige Gewitter und Regenschauer sind am Samstagnachmittag wieder über die Steiermark gezogen - am Sonntag sollen es mehr werden. Die Hagelabwehrflieger sind bereit für ihren Einsatz.

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„Steiermark heute“, 22.7.2017

Das Unheil kommt von oben - und innerhalb von Sekunden: Unwetter ziehen im Sommer durch das Land und richten zum Teil schwere Schäden an. Wenn sich an den Nachmittagen der Himmel verdunkelt, wird der Hagel besonders gefürchtet. Schon seit Jahrhunderten versuchen die Menschen, ihn abzuwehren. Anfangs mit Glockenläuten, später auch mit Böllern und Raketen.

Den Gewitterwolken entgegen

Ab den 1980er Jahren schickte man Hagelabwehr-Flieger in den Kampf gegen die unliebsamen Eiskörner. Und das tut man auch heute noch, auch vom Flughafen Graz aus. Akribisch bereiten die Piloten dort ihre Flugzeuge auf den nächsten Einsatz vor.

Hagel

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Die Piloten machen ihre Flugzeuge fit für den Einsatz

Noch ist es sonnig und drückend schwül - ehe das, was zunächst nur auf den Wetter-Radaraufnahmen zu sehen war, nun auch mit freiem Auge erkennbar wird: Die Hagel-Front kommt. Während die anderen ins Trockene flüchten, fliegen die Piloten direkt auf die Gewitterwolken zu. Das zwei Tonnen schwere Flugzeug wird herumgeschleudert wie ein Blatt Papier.

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Mit den Flugzeugen geht es mitten hinein ins Gewitter

Wie sich der Kampf gegen die Superzelle anfühlt, weiß Pilot Florian Tschauner nur zu gut: „Das Flugzeug verdreht’s, man wird in den Gurt gepresst, immer wieder kommen Luftlöcher und Schläge, Aufwinde und Abwinde.“

Mit Silberjodid im Einsatz

Aber wie kommt es überhaupt zu Hagel? Experte Josef Harrer von Heil Air erklärt: „Der Hagel entsteht, indem Schmutzteilchen vom Boden in das kalte Wasser, das minus zwanzig Grad in der Wolke hat, hineingesaugt werden. Es entsteht eine Hagelschloße - und diese Hagelschloße fällt zu Boden“ - und richtet teilweise enorme Schäden an.

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Hagel – immer wieder sorgt er für enorme Schäden in der Steiermark

Um das zu verhindern, fliegen die Piloten direkt unter die Gewitterwolke und verbrennen dabei Silberjodid. Die Partikel gelangen durch die Sogwirkung in die Wolke - und statt einzelner großer Hagelschloßen bilden sich viele kleinere Körner.

97 Gemeinden, 60 Einsätze

Diese Maßnahme ist übrigens umso wirkungsvoller, je früher sie durchgeführt wird. Aber das ist nicht überall möglich. So gibt es in der Obersteiermark noch keine Hagelabwehr, was Franz Lorber als Obmann der steirischen Hagelabwehr kritisiert: „Die Obersteiermark ist von der Entstehung der Gewitter her brandgefährlich - dort gehörte eine Bekämpfung hin.“

Und auch sonst wollen nicht alle Gemeinden in der Steiermark den Mitgliedsbeitrag bei der Hagelabwehrgenossenschaft zahlen. Derzeit ist die steirische Hagelabwehr für 97 Gemeinden zuständig und fliegt rund 60 Einsätze im Jahr.

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