Diskussion um Dieselautos verunsichert Kunden

Die Diskussionen um ein Fahrverbot von Dieselautos verunsichert Autokäufer zunehmend. Autohändler klagen über Panikmache, denn die Ankündigung, ab 2030 Diesel- und Benzinfahrzeuge zu verbieten, sei nicht umsetzbar.

Nach dem Dieselgipfel in Deutschland hat Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ), wie zuvor angekündigt, einen Gipfel im August einberufen. Leichtfried lud die Vertreter der Österreich-Niederlassungen der Hersteller ein, um über Lösungen für betroffene Fahrzeuge in Österreich zu beraten. Leichtfried hatte sich bereits vor einigen Tagen dafür ausgesprochen, dass ab 2030 in Österreich nur noch abgasfreie Autos zugelassen werden - mehr dazu in Leichtfried: Ende von Abgasfahrzeugen 2030.

Trend zu Dieselautos hält an, Verunsicherung wächst

Jeder zweite Gebrauchtwagen, der heuer verkauft wurde, fährt mit Diesel. Der Trend ist ungebrochen, die Verunsicherung bei den Käufern sei aber zunehmend spürbar, schilderte der Grazer Klaus Edelsbrunner, Bundesgremialobmann der Autohändler. Sein Plädoyer an die Politik: Realistisch an das Thema heran zu gehen und die Folgen eines Fahrverbots zu bedenken.

2,7 Millionen Dieselfahrzeuge

„Wir reden in Österreich von 2,7 Millionen Dieselfahrzeugen, die bei jeglicher Art von Eingriff an Wert verlieren würden. Und dementsprechend muss eine Sicherheit für die Kunden gegeben sein, dass sie ihre Fahrzeuge in Zukunft normal betreiben können“, so Edelsbrunner.

Die Anforderungen der meisten Autofahrer und die Topografie des Landes sprächen weiter für Dieselfahrzeuge, auch aus Mangel an leistbaren und effizienten Alternativen, sagte Edelsbrunner.

Abschaffung „Utopie“

Auch Frankreich und London wollen den Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotor ab 2040 stoppen - das sei utopisch, sagt Edelsbrunner: „Da reden wir von Benzin und Diesel. Das heißt, mit welchen Autos fahren wir 2040 noch? Welche Alternative haben wir? Und welche Modelle kann uns die Industrie anbieten?“

ÖAMTC fordert mehr Realismus

Auch der ÖAMTC fordert mehr Realismus. Wo soll die zusätzliche Energie für mehr Elektroautos herkommen, wie sieht es mit Lkws, Traktoren und Dieselloks oder Schiffen aus? Fragen, die vor einem Verbots-Datum geklärt werden müssten, so die Club-Vertreter.

Verkäufe brechen nicht ein

Die aktuellen Diskussionen bremsen die Verkaufszahlen allerdings nicht: Im ersten Halbjahr 2017 seien österreichweit 8,6 Prozent mehr Fahrzeuge verkauft worden als noch vor einem Jahr, so Klaus Edelsbrunner. „Das tut der Branche natürlich gut, aber es ist auch gut für die Umwelt. Denn jedes junge Fahrzeug, das gekauft wird, hat bessere Abgasnormen und bringt so auch der Umwelt etwas.“

Ministerium will „Abgasstrategie 2030“ erarbeiten

Im Herbst will das Verkehrsministerium mit der Autoindustrie, NGOs, Bundesländern und Automobilklubs eine „Abgasstrategie 2030“ erarbeiten. Ziel der Strategie sei „sauberer und leistbarer Verkehr unter anderem durch hundert Prozent emissionsfreie Fahrzeugneuzulassungen ab 2030“.

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