AK übt heftige Kritik an Zwölfstundentag

Es ist eines der heißesten Eisen im Programm der neuen schwarz-blauen Bundesregierung: die geplanten flexibleren Arbeitszeiten inklusive Zwölfstundentag. Am Dienstag übte die steirische Arbeiterkammer erneut Kritik.

Arbeiten bis zu zwölf Stunden am Tag - und das bis zu 60 Stunden pro Woche in Spitzenzeiten. Für die einen die Lösung, um hohes Arbeitsaufkommen besser zu bewältigen - für die anderen ein Rückschritt ins 19. Jahrhundert mit negativen Auswirkungen auf Gesundheit und Produktivität der Arbeitnehmer - mehr dazu in Massiver Widerstand gegen Zwölfstundentag (7.12.2017).

Zweifel an Freiwilligkeit

Der Zwölfstundentag setzt laut Arbeiterkammer-Präsident Josef Pesserl die Arbeitnehmer stark unter Druck - er bezweifelt die von der Regierung beteuerte Freiwilligkeit: „Wenn es diese Möglichkeit gäbe, wäre es ja wunderbar. Aber ich glaube, es kann jeder die Frage selbst beantworten; wenn der Chef zum Arbeitnehmer/zur Arbeitnehmerin kommt und sagt, morgen oder wann auch immer ist länger zu arbeiten - bitte unterschreibe eine Vereinbarung, wer da Nein sagen kann.“

Zwölf Stunden Arbeitstag AK und WK Baustelle Arbeiten

ORF

Dass - etwa auf Baustellen - künftig zwölfstündige Arbeitstage eingeführt werden könnten, sieht die steirische AK kritisch

Eine einseitige Anordnung von Arbeitszeiten würde auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erschweren, argumentiert Pesserl - und hofft, dass gemeinsam eine sozialpartnerschaftliche Lösung gefunden wird: „Wenn diese Partnerschaft verlassen werden soll, nämlich wenn man per Gesetz den Wunsch einer Seite befriedigt, dann bedeutet das ein Diktat der anderen Seite gegenüber. Das hat dann nichts mehr mit Partnerschaft zu tun, das hat dann nichts mehr damit zu tun, dass man die Interessen beider Seiten adäquat berücksichtigt.“

Finanzierung „völlig im Nebel“

Dass die Regierung Kinderbetreuungseinrichtungen und Ganztagsschulen ausbauen und mehr Pflegeplätze schaffen will, wird von der AK positiv gesehen. Aber „uns fehlt überall die Frage ‚Wie wird es finanziert?‘ und ‚Welcher Teil in der Gesellschaft trägt wie zur Finanzierung bei?‘ Das ist völlig im Nebel“, so Pesserl - ebenso wie die Frage, wann die flexibleren Arbeitszeiten tatsächlich eingeführt werden.

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