Cosplay - Verkleiden auf allerhöchstem Niveau

In Graz findet an diesem Wochenende die HanamiCon statt, Treffpunkt für alle Cosplayer. Mit dabei auch „Eye of Sauron“, im echten Leben Daniel F.: Er vertritt Österreich bei der C2E2 und erklärt die Faszination des Verkleidens auf höchstem Niveau.

Cosplay-Convention in Graz

Die Grazer HanamiCon findet von 23. bis 25. März in der Seifenfabrik statt.

Cosplay ist ein Trend aus Japan: Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern „costume“ (Kostüm) und „Play“ (Spiel) zusammen. Dementsprechend geht es beim Cosplayen auch um das Verkleiden: Die Cosplayer fertigen Kostüme an, die Film- oder Seriencharakteren oder Anime- und Mangafiguren nachempfunden sind - und das so originalgetreu wie möglich.

Mit Batman in die USA

Ohne Frage ist dafür eine Menge Perfektionismus notwendig - eine Eigenschaft, die Daniel F. durch Europa und nun sogar in die USA bringt. Das detailreiche Batman-Kostüm aus 3-D-Drucker und CNS-Fräsmaschine brachten dem Grazer den Sieg bei der Vorentscheidung der VIECC Championships of Cosplay in Wien - damit vertritt er Österreich beim weltweiten Wettbewerb der Chicago Comic & Entertainment Expo (C2E2) . In den Sozialen Netzwerken tritt er unter dem Namen „Eye of Sauron“ auf – entlehnt aus dem Film „Herr der Ringe“, und auch in diesem Bericht will er seinen vollen Namen nicht genannt wissen.

Daniel F., Cosplay, Hanamicon, Batman

cuerography

Das Batman-Kostüm

Das Batman-Kostüm aus dem Computerspiel „Arkham Knight“, so Daniel F., sei das aufwendigste und teuerste seiner Produktionen gewesen: „Elf Monate habe ich insgesamt daran gearbeitet“, sagte der 31-Jährige. Die Materialkosten beziffert er auf über 1.000 Euro. „Normalerweise schaue ich, dass die Kosten maximal 200 Euro ausmachen“, so Daniel F. Die meisten Kostüme werden irgendwann langweilig: „Dann will man sie irgendwann nicht mehr anziehen. Aber da habe ich mir gedacht: Man will immer Batman sein.“

„Wenn das andere können, kann ich das auch“

Daniel F., seit zehn Jahren Wahlgrazer, arbeitet im Finanzamt. Mit dem Cosplayen hat er vor acht Jahren angefangen: Nachdem er den Film „Iron Man“ gesehen hatte, wollte er sich eine Iron Man-Figur in die Wohnung stellen. Nach einer Internetrecherche fand er heraus, dass dazu schon Material vorhanden war. „Wenn das jemand anders kann, kann ich das auch“, sagte er sich damals.

Daniel F., Cosplay, Hanamicon, Batman

NBM l Productions

Damals bauten die meisten ihre Kostüme noch mit Kunstharz. Auch F. selbst habe damit angefangen, als er noch Jusstudent war. Doch bald wurde Schaumstoff ein beliebtes Baumaterial: „Es ist im Prinzip wie eine Yogamatte. Es haltet viel aus, und man kann es kaum kaputtmachen“, erläuterte der 31-Jährige. Es gibt allerdings viele andere Materialien, die im Cosplay eingesetzt werden. „In Litauen habe ich jemanden gesehen, der seine Rüstung aus PVC-Bodenbelag gemacht hat“, sagte Daniel F.

Was bedeutet HanamiCon?

„Hanami“ ist die japanische Bezeichnung für das Kirschblütenfest. Con kommt vom englischen Wort „convention“ und steht für eine Art Messe, wo sich Gleichgesinnte treffen.

Frischhaltefolie und Malertape

Erst zwei Jahre nach seinem Einstieg wurde Daniel F. auf die Conventions aufmerksam: „Bei mir stand aber immer das Basteln im Vordergrund“. Für sein Hobby hat er sich extra das Nähen beigebracht. Schnittmuster für Rüstungen oder als Nähvorlagen macht er gerade für Wettbewerbe selbst. Aus vielen Kleinteilen besteht so ein Kostüm, egal ob Batman, Lucky Luke oder Varian Wrynn aus dem Computerspiel „World of Warcraft“.

Daniel F., Cosplay, Hanamicon

kok leng photographe

Varian Wrynn aus dem Computerspiel „World of Warcraft“

Bei der Anfertigung bekommt Daniel F. meist Hilfe von seiner Freundin, die er auf einer Cosplay-Veranstaltung kennenlernte. „Wir machen das ganz simpel. Meine Freundin wickelt mich in Frischhaltefolie ein und dann mit Malerklebeband rundherum“, sagte F. So könne man die Schnittmuster am einfachsten aufzeichnen. Anhand dieser Schnittmuster fertigt er dann die einzelnen Teile an. Seine Werkzeuge und Materialien lagert er in der Garage.

„Proportionen sind das Wichtigste“

Mittlerweile nimmt er nicht nur an Wettbewerben wie in Chicago oder London teil, er sitzt auch selbst in der Jury - beispielsweise bei der zweiten Grazer HanamiCon. „Für mich das Wichtigste ist die Silhouette. Man soll am Schattenwurf erkennen, welche Figur das sein soll“, so der Cosplayer. Falsche Proportionen seien oft ein Problem bei Kostümen, aber eben besonders wichtig: „Wenn der Helm zu groß ist, schaut das gleich einmal wie ein Wackeldackel aus“, meinte Daniel F.

Daniel F., Cosplay, Hanamicon, Hercules Disney

Romana Gruber Photography

Daniel F. als Hercules aus dem gleichnamigen Disney-Film

Bei den Wettbewerben geht es um den Einsatz von unterschiedlichen Skill-Sets, also verschiedenen Fähigkeiten. Es zählt nicht unbedingt ein perfekt geschneidertes Kostüm, sondern auch der richtige Einsatz von Techniken und Kostümteilen wie Rüstungen, Bodysuits, Perücken und Make-up - daraus müsse sich schließlich ein Gesamtbild ergeben.

Cosplayer, Animefans und Kirschblütenprinzessinnen

Darauf wird er auch bei der HanamiCon in Graz schauen, die von 23. bis 25. März in der Seifenfabrik stattfindet: Neben zahlreichen Wettbewerben gibt es Workshops rund um Cosplay für Anfänger und Fortgeschrittene. Eröffnet wird die Messe mit einem eigenen Cosplay-Ball, zu gewinnen gibt es eine einwöchige Japan-Reise.

Anime und Manga sind zwei japanische Erzählformate. Anime bezeichnet die filmische Umsetzung von Geschichten. Mit Manga sind die typischen japanischen Comics gemeint, die man von hinten nach vorne durchblättern muss.

Die Veranstaltung ist nicht nur für Cosplay-Fans einen Besuch wert: Auch an Besucher, die gerne Video- oder Computerspiele spielen und animebegeistert sind, richtet sich die HanamiCon, heißt es von den Veranstaltern. Wer sich dafür bewirbt, kann sich zur Kirschblütenprinzessin küren lassen oder spezielle Aufgaben auf der Messe erledigen.

„Spaß haben ist immer gut“

Das Wichtigste am Cosplayen seien für ihn der Spaß und die Community, sagte Daniel F.: „Ich gehe zu den ganzen Veranstaltungen, weil ich Leute treffe, die sonst selten treffe“. Durch sein Hobby habe er Freunde auf der ganzen Welt gefunden. In Österreich sei die Cosplay-Gemeinschaft sehr eng miteinander verknüpft: Vor allem Anime- und Mangafiguren wurden früher nachgestellt - heute reicht die Bandbreite auch bis zu den amerikanischen Superhelden aus Film und Fernsehen.

Daniel F., Cosplay, Hanamicon, Batman

Cosplay Studio Norway

Wenn Daniel F. seine Kostüme anzieht, heißt das aber nicht, dass er sich auch in diesen Charakter verwandelt. „Ich will die Figur nur bildlich darstellen“, sagte er. Das „role-playing“ sei nicht so seine Sache. Daniel F. schätzt seinen Kostümfundus auf rund 20 Stück. Anfangs hatte er jedes Kostüm nur einmal anziehen wollen, aber diese Idee hat er mittlerweile verworfen - auch die alten Kostüme führt er wieder aus. An manchen Verkleidungen nimmt er Verbesserungen vor, mit anderen bestreitet er Filmpräsentationen und Fotoshootings.

Lucky Luke und das widerspenstige Pferd

Im vergangenen Jahr absolvierte Daniel F. ein Lucky-Luke-Shooting auf einem Westernpferd, „obwohl ich vorher noch nie in meinem Leben auf einem Pferd gesessen bin. Das wollte nicht so, wie ich wollte“, erzählte der 31-Jährige.

Daniel F., Cosplay, Hanamicon, Lucky Luke

Stjarna Silfur

So wie es eben Cosplayer gibt, gibt es auch eigene Cosplay-Fotografen - oder sogar eigene Foto-Conventions. Daniel F. war dafür im vergangenen Jahr in Polen, wo ein eigenes Dorf für rund 300 Personen als Fotolocation dient. In Österreich gebe es viele gute Cosplay-Fotografen, die allerdings nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen würden, sagte Daniel F.: Gerade Cosplay-Fotos werden durch aufwendige Nachbearbeitung zu Kunstwerken.

„Kann Cosplay nur empfehlen"

Pläne für die Cosplay-Zukunft müssen im Moment warten: Priorität für Daniel F. haben die Meisterschaft in Chicago und die Dienstprüfung wenige Tage danach. Einige Superhelden stehen aber noch auf der To-do-Liste von Daniel F.

„Ich kann Cosplay jedem empfehlen“, sagte er. Für angehende Cosplayer hat er auch einige Tipps parat: Erstens könne man so gut wie alles über YouTube-Tutorials lernen. „Man soll sich aber nicht einschüchtern lassen, dass irgendein Cosplay gut ausschaut - kein erstes Kostüm ist perfekt“, sagte Daniel F. Wer ein Engagement für Filmpräsentationen anstrebt, solle auch etwas dafür verlangen: „Zumindest die Kosten sollen abgedeckt sein.“

Zu guter Letzt sollten sich Cosplayer von dem Gedanken verabschieden, berühmt werden zu wollen: Es gebe vielleicht eine Handvoll Personen, die vom Cosplay leben können. „Wenn man mit dem Gedankengang reingeht, funktioniert das nicht“, sagte Daniel F. Statt übertriebenen Ehrgeiz zu zeigen, gehe es vielmehr um den Spaß an der Sache.

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