Immer weniger Drogen-Ärzte: Suchtgipfel in Graz

Drogenabhängige brauchen oft eine Substitutionstherapie - in Graz gibt es allerdings immer weniger Mediziner für ihre Versorgung. Die Stadt sucht deshalb nach einem Ausweg - erster Schritt war ein Drogengipfel am Donnerstag.

Für 450 Menschen, die in einem Drogenersatzprogramm sind, also mit Opiaten behandelt werden, gibt es in Graz nur neun niedergelassene Ärzte, und einige von ihnen gehen bald in Pension: Ein untragbarer Zustand, sagt Michael Hiden, der medizinische Leiter der Anlaufstelle IKA für Suchtkranke - dort behandeln drei Ärzte rund 320 Patienten.

„Patienten werden auf der Straße stehen“

Es drohe bald ein Behandlungsengpass, so Hiden, der selbst Arzt ist: „Die Patienten werden voraussichtlich auf der Straße stehen, sie werden voraussichtlich nicht mehr behandelt werden, sie werden weiterhin schwer krank sein.“ Ein Ende der Behandlung hätte zudem auch über den medizinischen Aspekt hinaus fatale Auswirkungen, so Michael Hiden: „Sie können einer Arbeit nachgehen, sie können ein funktionierendes Familiensystem leben, was ohne Behandlung nur schwer vorstellbar ist. Da werden mit Ende dieser Behandlung Existenzen bedroht.“

Behandlung nicht immer einfach

Die zeitaufwendige Therapie wollen oder können nur wenige niedergelassene Ärzte übernehmen: Die Honorierung ist gering, der übrige Patientenstock könnte abgeschreckt werden, hieß es beim Suchtgipfel am Donnerstag im Grazer Rathaus über die Gründe für den Mangel an Drogenärzten.

Damit die Drogenersatztherapie weiterlaufen kann, bräuchte man dringend mehr Ärzte, so der Leiter der IKA: „Ideal wäre, dass pro behandelndem Arzt maximal 40 bis 50 Patienten in Betreuung sind, und ich denke, dass man mit einer Anzahl von zehn bis 15 Kollegen, die diese Arbeit machen würden, eine durchaus bessere Situation vorfinden würde.“

Stadt setzt auf Zwei-Stufen-Programm

Der für Gesundheit zuständige Stadtrat Robert Krotzer (KPÖ) setzt auf zwei Ebenen an: Für die rasche Entlastung der Situation, für die vorerst zwei bis drei Ärzte notwendig sind, wendet er sich gemeinsam mit der Gebietskrankenkasse und der Ärztekammer an die praktiziernden Ärzte, „um ihnen hoffentlich auch ein umfassendes Paket an verschiedenen Möglichkeiten und Attraktivierungen anbieten zu können“. Außerdem wird Krotzer gemeinsam mit anderen Institutionen Medizinstudenten über die Tätigkeit von Substitutionsärzten informieren.

Gespräche über bessere Honorierung

Die bisher funktionierende Versorgung habe Graz de facto heroinfrei gemacht, berichtet Robert Krotzer: „Es ist auch von Seiten der Landespolizeidirektion ganz klar angesprochen worden, dass es auf dem Schwarzmarkt in Graz kein Heroin zu kaufen gibt“, so Krotzer, der auch sagt, dass zusätzlich Gespräche mit der Ärztekammer und der Gebietskrankenkasse wegen einer besseren Honorierung geführt würden.

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