AVL List weiter mit starkem Umsatzwachstum

Der Grazer Motorenentwickler AVL List hat 2017 zum vierten Mal in Folge eine rund zehnprozentige Umsatzsteigerung erzielt. Gewachsen ist auch die Zahl der Mitarbeiter - sowohl weltweit als auch in Graz.

Der Umsatz stieg im vergangenen Geschäftsjahr von 1,4 auf 1,55 Mrd. Euro. „Es war ein gutes Jahr, wir sind vom Umsatz her um 11,5 Prozent gewachsen. Damit können wir die Jahre des Wachstums fortschreiben“, so Konzernchef Helmut List.

Umsatz soll auch 2018 weiter zulegen

Auch für das laufende Geschäftsjahr wird ein ähnlicher Aufwärtstrend erwartet: „Dieses Jahr planen wir wieder ein Wachstum von zehn Prozent.“ Das erste Quartal sei bereits gut gelaufen, die aktuelle Auftragslage sei „sehr gut“: „Wir sind gut ausgelastet in allen Bereichen“, umriss List die aktuelle Situation.

Ein Drittel des Geschäftsvolumens sei im Bereich Elektrifizierung zu verorten: „Das umfasst den rein elektrischen Antrieb und alle Formen des Hybrids bis hin zur kleinsten Fassung des 48-Volt-Hybrids“, wie List schildert. Der rein elektrische Antrieb habe durch die relativ teuren Batterien noch Kostenprobleme, dadurch sei der Hybrid mittelfristig „eine starke Gegebenheit“. Allgemein werde angenommen, dass 2030 im Pkw-Bereich rund 20 Prozent vollelektrisch gefahren werden könnten, „der Rest ist dann weitgehend hybrid“, schätzte List die künftige Entwicklung ein.

Blick in die Zukunft

Aus Sicht des Grazer CEO finden sich noch über einen längeren Zeitraum drei Technologien im Wettbewerb: „Der reine Batterieantrieb, daneben mit sehr guten Chancen der Brennstoffzellenantrieb und der weiterentwickelte Verbrennungsmotor.“ Der Verbrennungsmotor der neuen Art, wie ihn List nennt, sei selbst stark elektrifiziert, mit einem kleinen E-Motor verbunden und damit zum Beispiel ein Leichthybrid mit niedriger 48-Volt Spannung, der mit zusätzlichem Technologieeinsatz praktisch schadstofffrei sein werde.

AVL Headquater

AVL

Wichtig sei, dass in allen Bereichen die Forschung mobilisiert werde. „Es ist ein offenes Rennen und eine Konkurrenz um die besten Lösungen, und es ist davon abzuraten, den Verbrennungsmotor aus dem Wettlauf zu ziehen“, legte List dar.

Auch der Diesel ist noch nicht tot

Selbst dem Dieselmotor sprach List eine wichtige Rolle zu: „Er hat jetzt ein schlechtes Image, doch wer in der Technik steht, der weiß, dass er sehr gute Chancen hat, insgesamt gleich gut zu sein.“ Im Bereich der CO2-Emissionen sei der Diesel- im Vergleich zum Benzinmotor schon jetzt besser, die Verbrauchswerte von Dieselmotoren seien niedriger und die Stickoxide bei den besten, neu am Markt verfügbaren Dieselfahrzeugen massiv reduziert worden. „Wichtig ist, dass der Gesetzgeber sagt, welche Ziele er will und nicht, welche Technologie“, wie List betonte.

Die Forschung und Entwicklung müsse sich daher aus seiner Sicht „am realistischen Zukunftspotenzial orientieren“ und nicht an dem, was in der Vergangenheit gemacht wurde. Daher würde die Forschung bei AVL auch bei allen drei Technologien „mit gleicher Intensität“ vorangetrieben, denn „es wird nicht eine Lösung geben, sondern ein Portfolio“. Der Anteil der eigenfinanzierten Forschung des Unternehmens lag auch 2017 bei traditionell rund zehn Prozent des Umsatzes, gleiches plane man auch 2018.

Weltweit gut aufgestellt

Das Wachstum des Unternehmens will List nicht in speziellen Weltregionen oder Ländern festmachen: „Wir sind in allen wichtigen Automobilmärkten mit ähnlichen Marktanteilen unterwegs“, so der AVL-Chef. Im britischen Coventry wurde im Herbst 2017 - nach nur sechsmonatiger Bauzeit - ein weiteres Tech-Center in Betrieb genommen - es sei „sehr gut angelaufen“. Das 2016 in Betrieb genommene Test- und Engineering-Center bei Stuttgart werde ausgeweitet, jenes in Tokio (ebenfalls seit 2016) sei „sehr gut ausgelastet“.

Mit dem wachsenden Umsatz ging auch ein Anstieg der Mitarbeiter einher: In Graz wurde 2017 von 3.630 um 220 auf 3.850 Mitarbeiter aufgestockt, weltweit von 8.600 Mitarbeiter auf nunmehr mehr als 9.500. Der Exportanteil zeige sich stabil und liege bei 96 Prozent.

Die 1948 gegründete AVL ist nach eigenen Angaben das weltweit größte, unabhängige Unternehmen für die Entwicklung, Simulation und Prüftechnik von Antriebssystemen in den Bereichen Hybrid, Verbrennungsmotoren, Getriebe, E-Motoren, Batterien und Software für Pkw, Lkw und Großmotoren.

Link: