Mini-Molkereien gegen Bio-Bauernsterben

Im Bezirk Murau kämpft eine neue Initiative gegen die Abwanderung. Mit eigenen Mini-Molkereien und den Konsumenten als Mitstreitern hoffen Bio-Bergbauern in der Region auf eine bessere Zukunftsperspektive.

Der Bezirk Murau hat seit Jahren mit Abwanderung zu kämpfen. Viele junge Menschen sehen in der Region kaum Chancen auf eine berufliche Zukunft. Auch für die Landwirte wird es immer schwieriger in der bergigen Region gegen die internationale Konkurrenz anzukommen. Der Produktionsaufwand ist groß.

Ausbrechen aus dem Teufelskreis

Es ist ein Teufelskreis, in dem sich viele Bergbauern befinden: Um nachhaltige Bio-Heumilch zu produzieren, müssen zahlreiche Bestimmungen erfüllt werden. Das ist aufwändig und kostet Geld. Ein Aufwand, der durch den Preis für die hochwertige Milch im Handel kaum gedeckt werde, kritisiertr Balthasar Rauter. Der engagierte Arzt aus der Gemeinde Stadl-Predlitz im Bezirk Murau weiß um die zum Teil prekären Lebensverhältisse der Bauern in seinem Bezirk.

Drei bis maximal fünf Bauern pro Molkerei

Um ihnen zu helfen, startet er nun eine Initiative. Die Bauern sollen sich zu kleinen Milchverbänden zusammenschließen und damit den Handel umgehen: „Dass wir diese drei bis maximal fünf Bauern zusammenfassen und Mini-Molkerein installieren. Das heißt, die Direktvermarktung wird vielleicht die Zukunft in unserem Bezirk Murau sein. Und wir in Stadl-Predlitz versuchen das Ganze durch zu exerzieren“, so Rauter.

Pläne auch für Tourismus

Ein Plan, der sich auch positiv auf den Tourismus auswirken soll. Denn während Biobauern das Gras für die nachhaltige Heumilch-Produktion nur zwei Mal im Jahr mähen - und zwar nach der Blüte - , werden Wiesen für Silage drei Mal gemäht - und das vor der Blüte, wodurch viele Pflanzen keine Samen mehr abwerfen können.

Blühende Wiesen

Die Vielfalt der Blumen auf den Wiesen sei daher in Gefahr, argumentiert Rauter. Das bleibe auch den Touristen nicht verborgen: „Wenn ich die Blumen ausblühen lasse, dann kann ich dem Urlauber blühende Wiesen zeigen. Ansonsten bei der Silo-Heu-Gewinnung gibt es zwar saftige Grünflächen, die sind aber blumenarm. Und das hat die Bienenzüchter auch zu interessieren. Weil weniger Blumen heißt weniger Futter für die Bienen.“

Hoffen auf Konsumenten

Rauter hofft auf die Konsumenten als Mitstreiter. Diese müssten bereit sein, um etwa zehn Cent mehr für den Liter Milch zu bezahlen. Die Konsumenten könnten mit kleinen Investitionssummen auch mithelfen, die Mini-Molkerein zu finanzieren. Da die beteiligten Bauern noch laufende Verträge einhalten müssen, hofft Rauter, dass die ersten Mini-Molkereien mit angeschlossener Direktvermarktung spätestens mit Beginn des nächsten Jahres in Betrieb gehen können.