Cyberattacken treffen immer öfter Industrie

Die steirischen Maschinen- und Anlagenbauer sehen sich immer häufiger mit Internetkriminalität konfrontiert. Ein Zusammenschluss von Experten will nun Sicherheitsrisiken aufzeigen und auch Lösungen anbieten.

Viele kennen die Situation vielleicht vom eigenen Computer: Man arbeitet mit einem alten Betriebssystem, das nicht gewartet wird und fängt sich einen Virus ein - das kann auch in Industriebetrieben passieren. Alte Schwachstellen werden von Hackern ausgenutzt, um in das Firmennetzwerk einzudringen. Es folgt meist Datenverlust, oft auch große finanzielle Verluste.

„Ganz anderer Druck dahinter“

„Das ist eigentlich relativ egal, ob ich Heim-Anwender-PCS befalle, der hat das Problem, dass er nicht mehr auf seine Urlaubsfotos zugreifen kann. Was anderes wäre es bei einem Anlagenbetreiber, wenn der sagt, eine Woche Stillstand, ich habe 20, 40, 100 Millionen Verlust, da ist ein ganz anderer Druck dahinter“, sagt Georg Kremsner vom Industriesicherheitsexperten Limes Security.

Den Hackern gehe es meist ums Geld, vereinzelt gebe es aber auch Industriespionage, so Kremsner; es geht um Betrug, Manipulation, auch terroristische Aktivitäten sind eine Bedrohung für vernetzte Systeme. „Überall dort, wo ich mich an das Netzwerk anbinde, öffne ich ein potenzielles Tor, wo ich die Möglichkeit habe, einen Virus einzuschleusen. Ich muss dieses Tor aber öffnen, weil sehr oft auch Updates über das Netzwerk gefahren werden“, so Andreas Mühlberger von Infineon.

Große Herausforderungen

Weil die Produktionsprozesse immer komplexer werden, steigt auch die Gefahr solcher Angriffe, so Stefan Marksteiner von Joanneum Research: „Früher haben wir ein Handy gehabt, und irgendwann ist daraus ein kleiner und mittlerweile ein recht starker Computer geworden. So wird das mit Sensoren auch passieren, und dann haben wir wirklich Millionen von kleinen Computern, die in den Industrieumgebungen sitzen, und das abzusichern, ist eine ganz andere Geschichte, wie wenn man eine Anlage hat, die nur dasteht und wo ein Zaun rundherum reicht.“

Kriminelle verlagern ihre Taten immer häufiger von der Straße ins Internet: 38 Prozent aller Delikte in der Steiermark passieren bereits im Netz. Im Kampf gegen die Online-Kriminellen setzt die Polizei auch auf den Einsatz von Spezialisten - mehr dazu in Polizei rüstet gegen Online-Kriminelle auf (22.3.2018). Auch im medizinischen und touristischen Bereich gibt es Fälle von Cyberkriminalität - mehr dazu in Cyberkriminalität: Ärzte zunehmend gefährdet (19.3.2018) und Cyberangriffe: Tourismusressort startet Offensive (5.3.2018).