Missbrauch: Ein Jahr Haft für Skitrainer

Ein Skitrainer ist am Dienstag in Leoben wegen sexueller Übergriffe an einem minderjährigen Schüler der Skiakademie Schladming zu einem Jahr Haft verurteilt worden. Der Mann soll den Burschen mehrmals im Schritt berührt haben.

Es ging bei dem Prozess um angebliche geschlechtliche Handlungen an zumindest einem Schüler und um Textnachrichten und Fotos, die er mit anderen Schülern ausgetauscht haben soll - mehr dazu in Schladming: Schüler sexuell belästigt (6.12.2017).

Trainer soll Schüler in den Schritt gegriffen haben

Der Fall soll sich im November des Vorjahres während einer längeren Autofahrt zu einem Arzt in Salzburg ereignet haben. „Er hat dem Opfer an die Geschlechtsteile gegriffen - beziehungsweise es versucht“, erklärte die Staatsanwältin. Dabei handle es sich um den Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses.

Angeklagter beteuerte seine Unschuld

Der Angeklagte fühlte sich vor Gericht nicht schuldig. Er schilderte, er sei „sportlich gefahren“ und hätte daher gar nicht zu seinem Beifahrer hinübergreifen können; mehr als anstoßen sei gar nicht möglich gewesen, so der Angeklagte. Auch später beim Arzt, als der Schüler mit nacktem Oberkörper auf einer Liege lag, habe er ihm nichts getan, so der Trainer vor Gericht.

Auf die Frage des Richters, warum ihn der Schüler dann bezichtigen sollte, sagte der Angeklagte, dass er es nicht wisse, vielleicht weil er in Schladming nicht glücklich gewesen sei, da er eigentlich Freestyler werden wollte. Jedenfalls könne er es sich aber nicht erklären - er habe ihn nur etwa vier Stunden vor dem vermeintlichen Vorfall kennengelernt.

Zweideutige WhatsApp-Nachrichten

Daraufhin brachte der Richter noch eine fragwürdige WhatsApp-Korrespondenz mit einem anderen Schüler aufs Tapet. Der Angeklagte rechtfertigte sich: Er habe als Trainer mit den Schülern auf einer Ebene sein wollen und versucht, sich der Sprache anzupassen. Die Frage, ob er je von Schülern intime Fotos geschickt bekommen habe, verneinte der Angeklagte: „Ich habe halt mit den Schülern so zweideutig hin- und hergeblödelt.“

„Vertrauensmissbrauch in Reinkultur“

Der Richter schenkte den Rechtfertigungen des Angeklagten keinen Glauben und verurteilte ihn zu einem Jahr Haft; acht Monate wurden ihm bedingt auf eine Probezeit von drei Jahren nachgesehen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, denn der Beschuldigte erbat sich drei Tage Bedenkzeit und die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab.

Prozess gegen einen Skitrainer der Skihandelsakademie Schladming

APA/klauspressberger.com

Die Richter erklärte in seiner Urteilsbegründung, dass das minderjährige Opfer glaubwürdig war: „Die Angaben in der Hauptverhandlung haben sich bis ins Detail“ mit jenen früherer Vernehmungen gedeckt. Bestätigt hätten sich die Vorwürfe durch die einschlägigen WhatsApp-Nachrichten an einen anderen Schüler: „Da verlassen sie den Boden als vertrauensvoller Trainer und stecken knöcheltief in allein sexuell konnotierter Sprache“, so der Richter.

Erschwerend kam hinzu, dass die Jugendlichen in einem Internat und da vor allem unter Leistungsdruck im Spitzensport in einem besonders schwierigen Umfeld sind: „Dass Personen in diesem Bereich solche Korrespondenzen führen und sogar Hand anlegen, ist ein Vertrauensmissbrauch in Reinkultur“, meinte der Richter. Die Berührungen seien nicht zufällig oder ungewollt, sondern gezielt geschehen.