Andreas Lechner: Der Bergretterpfarrer

Wenn sich ein Priester um die Rettung der menschlichen Seelen bemüht, dann ist das sein Job und nichts Außergewöhnliches. Wenn aber ein Gottesmann auch um das körperliche Heil der Menschen besorgt ist, dann handelt es sich um Andreas Lechner: Der Pfarrer ist Bergretter.

Der 44-Jährige aus Pernegg ist seit etwas mehr als einem Jahr katholischer Pfarrer in Schladming - während der Ski-WM ist er aber öfter am Pistenrand als in der Kirche anzutreffen.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen Steiermark“, 7.2.2013

Der Pfarrer im Team

„Ich bin schon seit einigen Jahren Mitglied der steirischen Bergrettung und versehe jetzt auch im Rahmen der Ski-WM meinen Bergrettungsdienst“, erzählt Andreas Lechner. Gemeinsam mit bis zu 50 Kollegen überwacht er die Rennpisten, und just in seinem Sektor kam am Dienstag Lindsey Vonn schwer zu Sturz, und Lechner war einer der ersten bei der verletzten Amerikanerin - mehr dazu auch in WM-Aus für Vonn (sport.ORF.at - Schladming 2013).

Aber nicht alle Einsätze gehen einigermaßen gut aus, und dann ist es durchaus von Vorteil, einen Pfarrer im Team zu haben, meint Lechner: „Ich war im November bei der Bergung eines tschechischen Bergsteigers dabei, der abgestürzt und drei Wochen lang vermisst war. Nachdem wir ihn geborgen hatten, habe ich eine kurze Andacht vor Ort gehalten. Bei der Nachbesprechung hat dann jemand gesagt: ‚Gut geht’s uns bei der Ortsstelle, dass da ein Pfarrer dabei ist.‘“

Andreas Lechner

ORF

Die Skihose unter dem Talar

Von seinem vorigen Dienstort, der Pfarre Stadl an der Mur, kam Andreas Lechner standesgemäß ins Ennstal: Er wanderte drei Tage lang über die Berge nach Schladming - im Sommer mit Wanderschuhen, und jetzt im Winter bevorzugt mit Tourenski an den Beinen. Den Spagat zwischen Priester und Bergretter schafft Andreas Lechner auch durch die wohl überlegte Wahl seiner Kleidung: „Ich trage die Skihose unter dem Talar. Oft ist es ganz praktisch, dann bin ich schneller auf der Piste.“

Während der Ski-WM hat der Priesterbergretter einen straff organisierten Teminkalender, gefüllt mit pastoralen und alpinen Terminen. „Wir erhalten immer am Vorabend ein SMS mit der Alarmierung, wo wir uns wann treffen. Da wir aber zwei Pfarrer in Schladming sind, lässt sich das gut einteilen. Wenn ich auf der Piste bin, ist der andere da.“

Keine Bitte an den lieben Gott

Lechner hat auch die Erfahrung gemacht, dass gerade die Großen unter den Sportlern durchaus religiöse Menschen sind; trotzdem will der Schladminger Pfarrer den lieben Gott bei der Bitte um viele Medaillen außen vor lassen: „Wenn die Sportler selbst nicht trainieren, kann der liebe Gott auch keine großen Wunder wirken.“

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