„Woyzeck“ in der Disco

Mit seinem Dramenfragment „Woyzeck“ hat Georg Büchner 1879 eines der meistgespielten deutschen Theaterstücke geschaffen. Nun bringt das Theater t’eig ihn auf die Bühne - und zwar in einer Grazer Disco.

Thomas Sobotka vom Theater t’eig inszeniert „Woyzeck“ als Show: Gespielt wird auf der Bühne der Diskothek „Volt“ - samt den üblichen Disco-Kugeln und Licht-Effekten; auch die schrill-bunten Kostüme, die an Faschingsgilden erinnern, sind ein Tribut an die Spaß-Gesellschaft, die sich hier feiert – und das Publikum ist Teil davon. Die Darsteller spielen alle Instrumente und treten als Band auf, die Musik kommt von Rainer Binder-Kriegelstein.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 25.3.2014

Der unglückliche Held als Bandleader

„Wir behaupten, dass die Band eigentlich ein Musikstück, einen Bandabend, veranstalten wird. Sie gibt ihre Songs zum Besten, und Herr Woyzeck ist der Frontman – der weigert sich aber. Und von dem Moment an beginnt der Abend, aus dem Ruder zu laufen“, so Sobotka.

Schauspieler

Heldentheater

Woyzeck wird von seinen Mitmenschen benutzt: Seine Freundin Marie betrügt ihn, ein Hauptmann - hier eine Frau - schikaniert ihn, und ein Arzt missbraucht ihn als Versuchsobjekt. Woyzeck leidet zunehmend unter Wahnvorstellungen. Schließlich platzt ihm der Kragen, und er begeht einen Mord.

Woyzeck bewusst nicht als Opfer dargestellt

Woyzeck wurde meist als Opfer gesehen, das in die Täter-Rolle schlittert, weil ihn seine Umwelt dazu drängt - eine Interpretation, die für Thomas Sobotka zu kurz greift: „Es hat uns nicht so interessiert, dass er von vornherein ein Opfer ist, sondern dass er schon ein selbstbestimmter Mensch ist. Wir sehen ihn ja als Frontman, also eigentlich von relativ hohem Status. Aber im Verlauf des Abends verändert sich das. Für mich war es wichtig, dass nachvollziehbar ist, dass in jedem von uns ein Woyzeck sein kann.“

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