Weinende Götter im Schauspielhaus

Das Grazer Schauspielhaus zeigt zu Beginn der neuen Saison Dennis Kellys Drama „Die Götter weinen“. Regie führt Noch-Chefin Anna Badora, die Hauptrolle verkörpert Udo Samel, der in Graz bereits als Shakespeares König Lear zu sehen war.

„Die Götter weinen“ ist eine moderne Variante von „König Lear“: Im Mittelpunkt steht ein Vater-Sohn-Konflikt, der mit der Entmachtung und geistigen Verwirrung eines Firmenchefs endet.

"Die Götter weinen"

Schauspielhaus Graz

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 25.9.2014

Die Mechanismen der Macht - und mehr

„Kelly versucht, etwas Allgemeingültiges, Großes abzubilden - die Mechanismen der Macht und der Mächtigen, angelehnt an Shakespeares Drama ‚König Lear‘, übertragen auf die heutigen globalen Machtzentren, das Innere von multinationalen Konzernen“, beschreibt Badora das Stück, „mich sprach aber auch die zweite Handlungsebene an, die persönliche - also vor allem der Vater-Sohn-Konflikt“, so Badora, die ab der Saison 2015/16 ans Wiener Volkstheater wechselt - mehr dazu in Badora: „Volkstheater neu definieren“ (wien.ORF.at, 3.1.14)

Manager stürzen Welt in den Krieg

„Die Götter weinen“ beginnt damit, dass Colm, der das Unternehmen über Jahrzehnte mit harter Hand und unbeugsamem Willen geleitet hat, überraschend den Entschluss verkündet, sich zurückzuziehen. Er übergibt die Leitung an zwei seiner Top-Manager und übergeht damit seinen eigenen Sohn; für sich selbst behält Colm nur ein unbedeutendes Projekt. Zwischen den beiden überraschend an die Macht gelangten Managern Catherine und Richard bricht sofort ein erbitterter Konkurrenzkampf los - sie entmachten Colm und stürzen die Welt in einen Krieg.

Colm, mittlerweile verwirrt und unfähig zu begreifen, was geschieht, gerät in die Obhut von Barbara, der Tochter seines einstigen Rivalen, den er zu Beginn seiner Karriere in den Selbstmord getrieben hat - ohne sie könnte Colm in der entzivilisierten Welt nicht überleben, und sie hilft ihm, obwohl sie ihn hasst.

Samel erfüllt sich einen Lebenstraum

„Udo Samel kann sich seinen Lebenstraum erfüllen, mit der Figur des Firmenchefs Colm einen Top-Manager zu geben. Den König Lear hat er in Graz ja bereits gespielt“, zeigte sich Anna Badora erfreut über die Besetzung. 2009 hatte Samel den tragischen König in einer Inszenierung von Peter Konwitschny gegeben.

Vielfach ausgezeichnet

Der 1968 geborene britische Dramatiker Dennis Kelly wurde für seine Theaterstücke mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. dem Fringe First und dem Herald Angel Award. 2009 wurde er in der Kritikerumfrage von „Theater heute“ zum besten ausländischen Dramatiker des Jahres gewählt.

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