Brüchige Toleranz im GrazMuseum

Toleranz und Vielfalt sind Markenzeichen einer offenen Gesellschaft. Dass diese Schritt für Schritt durch Überwachung und Verordnungen brüchiger wird, zeigt die Ausstellung „subversiv“ im GrazMuseum mit viel Humor - bei allem Ernst.

Per rot-weiß-rotem-Absperrband streng reglementiert geht es zur Ausstellung in die gotische Halle, „Putz di“ steht auf einem Fußabstreifer beim Eingang. Kameras als alternativer Luster einer 360 Grad-Überwachung hängen gleich über dem Entree, ein Kanaldeckel lädt zum Abtauchen in den Staat der Sabotage.

Ausstellung

Graz Museum

Die Ausstellung „subversiv“ ist eine Kooperation des GrazMuseums und der Akademie Graz zum Schwerpunkt „Offene Stadt“. Die feinen Anstöße dazu sind bis 23. März in der gotischen Halle zu sehen

Plädoyer für eine tolerante Stadt

Mit subtiler Kunst ist die Schau „subversiv“ ein Plädoyer für eine tolerante, offene Stadt - wider dem Verbots- und Reglementierungswahn, so Kuratorin Astrid Kury: „Es etabliert sich eine Kultur der gegenseitigen Kontrolle, der gegenseitigen Überwachung, anstatt dass man versucht, miteinander auszukommen, die kleinen, alltäglichen Konflikte im Gespräch und alltäglichen auseinandersetzen zu lösen. Da glaube ich schon, dass sich da eine Kultur etabliert - ich möchte die Lebensqualität in Graz nicht bestreiten - aber man muss schon auch die Anfänge kritisch betrachten.“

"Die Kunst bietet, glaube ich, keine Lösungen an, sondern sie zeigt wie sehr die Gesellschaft schon fortgeschritten ist, dass es ja fast schon eine große Lust an der Reglementierung gibt, also wenn man in die Straßenbahn einsteigt, es gibt dort schon zehn Pickerl, was man nicht darf, das wird immer schlimmer. Künstlern fällt das möglicherweise früher auf, und sie zeigen das dann in ihren Arbeiten“, so Kurator Martin Behr.

Bürgerservice statt Ordnungswache

Josef Schützenhöfer hat die beiden Kuratoren als alternative Ordnungswache groß porträtiert - mit Fliegenklatsche und einer von Verbotspickerl übersäten Uniform. Darüber steht zu lesen: „Die Ordnungswache meines Lebens“. „Es könnte genauso gut am Rücken stehen ‚Bürgerservice‘ und es könnte eine freundliche Uniform und weniger eine Drohgeste sein“, so Astrid Kury.

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 24.2.2015

Puppenhaus und Schattenseiten

22 künstlerische Positionen spannen den Bogen vom frühen Aktivismus eines Peter Weibel über MeerSau, einen in Salzburg von der Polizei verfolgten streetart-Künstler, bis zu Istanbuler Katzen, die Anton Ovidiu in einer Videoarbeit zum Sprachrohr für Minderheiten und Verdrängte macht. Marlene Hausegger hat ein Abbruchhaus in Berlin auf ganzer Höhe heimelig zu einem Puppenhaus austapeziert, Erwin Polanc hat die Grazer Ordnungswache etwas anders auf seinen Fotoarbeiten festgehalten - melancholisch aus dem Fenster blickend oder Funkgerät und blauer Regenschirm auf weißem Sims. Tanja Fuchs’ Tourismusfolder führt an die Schattenseiten von Graz.

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