Tschechow im Wilden Westen

Einer ehemaligen Supermarktfiliale gegenüber dem Grazer Hauptbahnhofs wird derzeit wieder Leben eingehaucht: Das Theater t’eig zeigt Anton Tschechows Stück „3 Schwestern“, und das mit einer großen Portion Wilder Westen.

Auf der Suche nach der Erfüllung ihrer Lebensträume sind sie - die drei Schwestern Irina, Mascha und Olga. Der Vater ist verstorben, der Bruder mit Natascha verheiratet, die zusehends die Kontrolle über Haus und Schwestern übernimmt, und die Stadt, in der sie leben, wurde zu einer perspektivenlosen Geisterstadt.

Tschechows "Drei Schwestern"

Heldentheater

Auf der Suche nach dem individuellen Glück

Was Anton Tschechow in seinem Stück „3 Schwestern“ in Russland angesiedelt hatte, holte das Theater t’eig nun direkt nach Graz - geht es doch um Themen, die auch hier aktueller denn je sind, so Regisseur Thomas Sobotka: „Es geht um unsere mitteleuropäische Problemstellungen, und wo man teilweise natürlich ein schlechtes Gewissen hat, weil im Vergleich zu den tatsächlichen Problemen, die es zur Zeit gibt, wirken sie ein bisschen zynisch. Aber auf der anderen Seite sucht jeder nach seinem individuellen Glück und will sich entfalten in Arbeit, in Familie, in Liebe usw., und natürlich kommt noch der ganze emanzipatorische Aspekt dazu - wie komme ich als Frau zum handeln und muss mich nicht auf jemanden verlassen.“

Tschechows "Drei Schwestern"

Heldentheater

Sendungshinweis:

„Der Tag in der Steiermark“, 11.11.2015

Sobotka wollte in seiner Inszenierung, wie er sagt, „sehr weit weg von dieser Tschechow-Romantik, so weit weg von Russland, wie es geht, und da kamen wir auf den Wilden Westen. Wir haben dem emanzipatorischen Charakter, wie sich Frauen emanzipieren, dem haben wir eine sehr rüde Männerhorde auf den Leib gehetzt, und es funktioniert mit dem Westerngenre sehr gut - da dürfen die Männer noch grober sein, als man sie sonst schon kennt, und in so einem Milieu müssen sich unsere Frauen emanzipieren“.

Tschechows "Drei Schwestern"

Heldentheater

Geplatzte Lebensträume im ehemaligen Supermarkt

Im Westernlook begibt sich das Theater t’eig also auf die Suche nach der Erfüllung von Lebensträumen - und dafür suchte man sich auch einen speziellen Ort aus, so Sobotka: „Unser Stück wird in einer ehemaligen Supermarktfiliale am Bahnhof in Szene gesetzt. Wir haben eine Location gesucht, die aufgelassen ist und die außerhalb des Frequenzbereichs liegt. Der Ort ist verlassen, deshalb auch ein bisschen das Westerngenre - der Goldrausch ist vorbei, und zurückgeblieben sind die, die es nicht weggeschafft haben, es wollen aber alle weg, weil hierher niemand mehr zurückkommt.“ Tschechows „3 Schwestern“ im Westernlook ist noch bis zum 28. November in Graz zu sehen.

Link: